Nervenkitzel von Berufs wegen: Sicherheitsingenieure im Freizeitpark

Wo andere aufgeregt kreischen, muss Christian Falk vom Tüv die Ruhe bewahren. Zurzeit testet er eine neue Holzachterbahn.

Rust. Christian Falk stürzt sich für seinen Beruf auch mal in die Tiefe. Er dreht sich häufig im Kreis und hat vielleicht auch mal Spaß auf der Achterbahn. Aber das spielt für ihn meist keine Rolle. Der Sicherheitsingenieur des Tüv Süd ist Spezialist für Fahrattraktionen in Vergnügungsparks und auf Volksfesten. Er nimmt das Kinderkarussell ebenso unter die Lupe wie die Wildwasserbahn. Zurzeit begutachtet er in Deutschlands größtem Freizeitpark, dem Europa-Park in Rust, eine neue Holzachterbahn. Sie soll am 31. März in Betrieb gehen. Falk und Kollegen haben schon vor der Premiere das Vergnügen.

„Wir arbeiten, damit sich andere sorgenlos ins Vergnügen stürzen können. Unser Job ist es, auch die kleinste lockere Schraube zu entdecken“, sagt Falk. Er hat sich einen Bauhelm aufgezogen und ist 40 Meter in die Höhe geklettert — auf die Spitze von „Wodan“. So heißt die neue Achterbahn. Sie ist die Hauptattraktion des Parks zum Start der Sommersaison. Für den Bauingenieur ungewohntes Terrain: Neue Achterbahnen aus Holz in dieser Größenordnung sind selten.

„Es ist eine Menge Holz, die hier verbaut wird“, sagt der 40-Jährige. TÜV-Prüfer Falk, Vater zweier Mädchen, soll die Sicherheit der hölzernen Achterbahn garantieren. Falk schaut sich die insgesamt 100 000 Schraubenverbindungen an, die 315 Tonnen schweren Stahlbauten, er nimmt Elektronik unter die Lupe, das Bremssystem und die Sicherheitsbügel der Sitze. Mitfahren gehört auch dazu. Doch bevor Falk und seine Kollegen zusteigen, bringen sie Testpuppen in Fahrt. Diese sind mit Wasser gefüllt, werden auf den Achterbahnsitzen platziert und simulieren mit Größe und Gewicht eines Menschen.

Die Fahrt mit Achterbahnen und anderen Fahrgeschäften soll bewusst als gefährlich empfunden werden. In Wirklichkeit ist sie es nicht, sagt Falk. Nach menschlichem Ermessen könne kein Unfall passieren: „Wenn die Besucher mit dem Auto kommen, dann haben sie den gefährlichen Teil des Tages eigentlich schon hinter sich.“ Hundertprozentige Sicherheit gebe es bei riskanten Fahrgeschäften jedoch auch nicht. Im Fachjargon heißt dies „Überlebenswahrscheinlichkeit“. Allerdings nicht von Fahrgästen, sondern von Bauteilen.

Privat steigen die Achterbahntester eher selten in Fahrgeschäfte. „In der Freizeit mag ich es gemütlich“, sagt Tüv-Experte Falk. Den Spaß am Achterbahnfahren während der Arbeitszeit hat er sich aber erhalten, trotz der beruflichen Routine. Mit seinen Töchtern geht es jedes Jahr aufs Oktoberfest — Fahrt auf der Achterbahn inklusive.

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