Naturbühne Blauer See in Ratingen: Wickie und die wilden Schafe

Verfolgungsjagd: Tierische Statisten der Naturbühne Blauer See in Ratingen suchten das Weite.

Ratingen. War es Langeweile oder Abenteuerlust? Zwei Wochen lang hatten die drei Zackelschafe gemütlich in ihrem Gehege am Rand der Naturbühne Blauer See verbracht und sich an die Umgebung gewöhnt. Gestern früh aber suchten sie das Weite und lösten im nahen Wald eine stundenlange Jagd aus. Die Schafe, eine alte ungarische Rasse mit zotteligem Fell und schön gedrehten, aber gefährlich spitzen Hörnern, sind tierische Komparsen bei dem Familienspektakel "Mein Freund Wickie", das am 23. Mai auf der Naturbühne Premiere feiert. Die Tiere wurden von einem Züchter in Bergisch-Gladbach für die Aufführungen "geleast".

Den Schauspielern, die derzeit täglich auf der Naturbühne proben, fuhr am Morgen der Schreck in die Glieder, als sie das Gehege leer fanden. Ein Stück niedergetrampelter Zaun wies den Weg: Die Schafe, offenbar exzellente Kletterer, mussten die schroffen Berghänge erklommen und dann eine Lücke im Zaun gefunden haben. Kurz danach gingen im Minutentakt bei der Polizei die Notrufe ein: An der Mülheimer Straße, einer viel befahrenen Landstraße, wurden Schafe gesichtet.

Als die Kommissare Sven Sondermann und Bernd Reiher mit ihrem Streifenwagen vor Ort eintrafen, hatten sich die Ausreißer in den Wald zurückgezogen. Vor den spitzen Hörnern gewarnt, tasteten sich die Polizisten bei der Suche zunächst vorsichtig ins Unterholz vor - bis sie merkten, dass Zackelschafe Fluchttiere sind: Kaum erspäht, sind sie weg.

Unterstützung bei der Treibjagd gab es dann auch durch die Schauspielertruppe. "Das ist wirklich kein PR-Gag", sagte Tanja Bockelkamp, Sprecherin von Theater Concept. Gerade hatte man die beiden Wikingerschiffe an der Naturbühne zu Wasser gelassen, danach sollte wieder geprobt werden. Stattdessen kämpften die Darsteller des Schrecklichen Sven, Snorre oder Halvar nicht gegeneinander, sondern sich durchs Dickicht, versanken bei der Verfolgung der Schafe im Morast, sprangen über Bäche, bis sie die zotteligen Tiere eingekreist hatten: Ein Schaf wurde erwischt, zweien gelang erneut die Flucht.

Eine Stunde später hatte Tierkoordinator Bartholomäus Kleppek dann mehr Glück: Beherzt packten Ordnungshüter und Schauspieler die beiden Ausreißer an den Hörnern und dirigierten sie rittlings zu einem Pferdetransporter, den die Polizei in der Nähe bei einem Hochzeitskutschenverleih aufgetrieben hatte. Als sich die Klappe hinter den blökenden Tieren geschlossen hatte, atmete Regisseur Ralph Reiniger auf. Für die hilfsbereiten Polizisten und deren Familien gibt’s Freikarten für "Wickie".

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