Nashorn-Schutz per Motorsäge

Durch Enthornen werden die Tiere unattraktiv für Wilderer.

Chipinge National Park. Die kreischende Kettensäge schneidet durch das Horn des zusammengesunkenen Dickhäuters und wirbelt kleine Splitter in die flirrende Hitze. Nur Sekunden dauert es, bis die Rhinozeros-Kuh ihr Horn verloren hat. Und nur wenige Minuten später springt sie auf und flüchtet - verstümmelt, doch immerhin noch am Leben. Denn es waren nicht Wilderer, die das Tier vom Hubschrauber aus mit einem Pfeil betäubten und danach seines Horns beraubten, es waren vielmehr Tierärzte von der Umweltstiftung Lowveld Rhino Trust.

Mit solch drastischen Maßnahmen versucht Simbabwe, die vom Aussterben bedrohten Tiere vor dem Abschuss durch Wilderer zu schützen. Denn ohne das wertvolle Horn sind die Rhinozerosse für illegale Jäger uninteressant. Im vergangenen Jahr erreichte die Nashorn-Wilderei in Afrika nach Angaben der International Rhino Foundation einen absoluten Höchststand. In Simbabwe wird der Bestand der Rhinozerosse auf nur noch 700 geschätzt, etwa 400 davon sind vom Aussterben bedrohte Spitzmaulnashörner und 300 weniger gefährdete Breitmaulnashörner.

Zum Vergleich: In den 80er Jahren lebten dort bis zu 3000 der Dickhäuter. "In den Jahren 2006 und 2007 bemerkten wir den steilen Anstieg illegaler Jagd", sagt Joseph Okari, Nashorn-Experte bei der Umweltorganisation WWF. "Das ist der große Unterschied zwischen der Wilderei heute und früher. Damals war sie noch nicht so straff organisiert und so gut koordiniert wie heute."

Die Regie- rung von Simbabwe lagert inzwischen fünf Tonnen abgetrenntes Horn in der Hauptstadt Harare. Das Enthornen schützt die Tiere jedoch nur, bis das Horn nachgewachsen ist. Zudem ist die für die Rhinozerosse schmerzlose Prozedur teuer, zeitaufwändig und riskant, weil die mächtigen Tiere während des Absägens mit Sauerstoff und Kühlwasser versorgt werden und unberechenbar reagieren.

"Die Hörner abzusägen reicht nicht, man muss dies mit weiteren Strategien verbinden", sagt Geoffreys Matipano, Koordinator zum Schutz der Nashörner. So werden den Tieren teilweise Mikrochips oder Sender eingepflanzt, um sie immer orten zu können.

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