Nadja Benaissa: „Es tut mir von Herzen leid“

Pop-Sängerin Nadja Benaissa gesteht vor Gericht. Der Mann, der sich bei ihr mit HIV angesteckt haben soll, macht ihr schwere Vorwürfe.

Darmstadt. Nadja Benaissa hat zugegeben, trotz einer ihr bekannten HIV-Infektion ungeschützten Sex gehabt zu haben. Ein Mann soll sich bei ihr angesteckt haben.

"Es tut mir von Herzen leid", sagte die 28-Jährige am Montag unter Tränen zum Prozessauftakt vor dem Amtsgericht Darmstadt. "Ich wollte das nicht. Ich hatte die Kontrolle verloren."

Sie habe von ihrer Ansteckung 1999 erfahren, diese verdrängt und ihre Partner deshalb nicht informiert.

Der Mann soll sich 2004 bei Benaissa mit dem HI-Virus infiziert haben. Zwei weitere Partner blieben verschont. Die Sängerin soll zwischen 2000 bis 2004 fünf Mal ungeschützt mit drei Männern geschlafen haben. Die Anklage lautet auf gefährliche Körperverletzung und versuchte gefährliche Körperverletzung.

Der 34-Jährige, der sich bei Benaissa angesteckt haben soll, ist Nebenkläger. Er zeigte sich verbittert und machte der Sängerin schwere Vorwürfe. "Du hast viel Leid in die Welt gebracht", sagte er und schaute die Angeklagte dabei an.

"Ich bin in meiner Lebensqualität komplett eingeschränkt." Es sei ihm nicht gelungen, mit Benaissa über die Sache zu reden. "Über die Zeit hat sich mein Brechreiz erhöht. Irgendwann ist Schluss mit lustig." Von Benaissas Infektion habe er drei Jahre später erfahren - über ihre Tante.

Die 28-Jährige trägt bei ihrem äußerst pünktlichen Erscheinen vor Gericht Jeans und eine lila Bluse. Ihre dunkle Locken hat sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.

Bei einer Schwangerschaftsuntersuchung sei festgestellt worden, das sie sich mit HIV infiziert hatte, erzählt Benaissa. "Ich war völlig überrascht", berichtete sie in einer von ihrem Anwalt Oliver Wallasch verlesenen Erklärung.

"Mit dem Erfolg der No Angels war ich überfordert", schildert Benaissa ihren rasanten Aufstieg mit der Band. Sie habe sich unter Druck gesetzt gefühlt, dass ein Bekanntwerden ihrer Infektion das Aus für alle bedeutet hätte.

Die Sängerin war im April 2009 in Frankfurt festgenommen worden. Sie saß zehn Tage in Untersuchungshaft. Da die Staatsanwaltschaft Details der Vorwürfe bekanntgab, wurde der Behörde vorgeworfen, Benaissas Intimleben in die Öffentlichkeit gezerrt zu haben.

Im Prozess sollen auch andere Mitglieder der No Angels aussagen. Eine zentrale Rolle wird die Frage spielen, ob eine Ansteckung nach all den Jahren noch nachgewiesen werden kann.

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