Mückenatlas: Hauen und Stechen fürs Labor

Biologin Doreen Werner freut sich, wenn die Post ihr Briefumschläge mit toten Mücken bringt — sie bestimmt und katalogisiert die Tiere.

Müncheberg. Der Sommer ist vorbei, die Mückenplage auch. Trotzdem hat die Mückenforscherin Doreen Werner keine Angst, arbeitslos zu werden. „Die Tiere gibt es das ganze Jahr über“, berichtete die Biologin. Sie erstellt am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung im brandenburgischen Müncheberg den „Mückenatlas“. Das Portal im Internet informiert über die Verbreitung heimischer und eingeschleppter Arten in Deutschland.

Jeder kann mitmachen: Mehr als 7000 tote Mücken haben Menschen aus ganz Deutschland in diesem Jahr schon eingeschickt — in Briefen und Filmdosen. „Dass das so gut ankommt, hätten wir nie erwartet“, erzählte Werner, die allen Hobbyforschern antwortet. Für die nächsten Wochen rechnet sie noch mit einem Boom: „Wenn es kalt wird, gehen die Mücken verstärkt nach drinnen und fallen auf.“ 2012 kamen rund 6000 Einsendungen zusammen.

Rund 31 der 50 in Deutschland bislang nachgewiesenen Arten waren 2013 dabei. Exotische Newcomer gab es nicht. Aber die Forscher konnten einen für Deutschland neuen Parasiten nachweisen, den Hundeherzwurm (Dirofilaria immitis), der üblicherweise im Mittelmeerraum zu Hause ist. Er wurde in Mücken in Baden-Württemberg und dem Havelland gefunden. Die Insekten können die Wurmlarven auf Hunde übertragen. Ausgewachsen kann der Wurm Herzschäden verursachen. Für Menschen ist er ungefährlich.

Zuletzt hatten Werner und ihre Kollegen vor zwei Jahren Schlagzeilen gemacht, als sie exotische Stechmückenarten nachweisen konnten: die Asiatische Buschmücke, die Tigermücke und ein Insekt mit dem wissenschaftlichen Namen Culiseta longiareolata. Im Anschluss wurde der Mückenatlas initiiert. Die Fremdlinge haben sich ausgebreitet. Den Forschern gelang der Nachweis, dass die Buschmücke neben NRW auch in Niedersachsen heimisch geworden ist.

Das Interesse an den Mücken ist nicht nur akademisch: Die Forscher interessiert auch, welche Krankheitserreger die exotischen Blutsauger einschleppen — etwa das tropische Dengue- oder das West-Nil-Fieber. Für die Virendiagnostik taugen die Mücken aus den Filmdöschen nicht. Deswegen haben Werner und ihre Kollegen in Deutschland 120 Fallen aufgestellt, die mit einem Lockstoff präpariert sind. Die gefangenen Insekten werden tiefgefroren und untersucht.

Die Stichproben aus den Insekten-Fallen belegen den subjektiven Eindruck, dass 2013 ein gutes Mückenjahr war. „Es gab deutlich mehr Mücken als im Vorjahr“, sagte Werner. Grund sei die ideale Kombination aus viel Regen und Wärme gewesen. In Brandenburg und Bayern sei noch das Hochwasser verstärkend dazugekommen.

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