Prozess in Münster Mordwaffe Betonmischer: Angeklagter will nicht aussagen

Was zuerst wie ein tragischer Unfall aussah, soll kaltblütiger Mord gewesen sein. In Münster sitzt ein Kraftfahrer auf der Anklagebank, weil er mit seinem Betonmischer aus Eifersucht einen Ex-Kollegen totgefahren haben soll. Beim Prozessauftakt schwieg der Angeklagte.

Der Angeklagte Erich B. sitzt zum Prozessauftakt im Landgericht in Münster im Gerichtssaal, sein Anwalt Clemens Louis verdeckt ihm dabei mit einer Akte das Gesicht. Der Angeklagte ist beschuldigt, einen Arbeitskollegen im Juli 2015 mit einem Betonmischer überfahren zu haben.

Der Angeklagte Erich B. sitzt zum Prozessauftakt im Landgericht in Münster im Gerichtssaal, sein Anwalt Clemens Louis verdeckt ihm dabei mit einer Akte das Gesicht. Der Angeklagte ist beschuldigt, einen Arbeitskollegen im Juli 2015 mit einem Betonmischer überfahren zu haben.

Foto: Marcel Kusch

Münster (dpa). Der 49-jährige Familienvater hatte sein Auto in einem Graben bei Gronau geparkt und wollte gerade seinen Schäferhund zum Spazierengehen ins Freie lassen. Da raste ein 14 Tonnen schwerer Betonmischer auf den Mann zu und katapultierte seinen Körper mehr als zehn Meter weit in ein Gebüsch. Dort starb der 49-Jährige.

Was zunächst wie ein tragischer Unfall aussah, war nach Meinung von Staatsanwalt Ralf Hinkelmann jedoch ein eiskalter, heimtückischer Mord aus Rache und Eifersucht. Seit Mittwoch sitzt deshalb der Fahrer der Betonmischers auf der Anklagebank des Schwurgerichts Münster.

Der 57-Jährige ist ein früherer Kollege des Opfers. Er soll den Familienvater zuletzt regelrecht gehasst haben. Laut Anklage unterstellte er dem 49-Jährigen eine Affäre mit seiner Frau. Auf einer Betriebsfeier soll es angeblich einmal Annäherungsversuche gegeben haben. All das will der Angeklagte den Richtern allerdings nicht selbst sagen. „Zur Sache werden wir keine Angaben machen“, kündigte Verteidiger Clemens Louis nach Verlesung der Anklageschrift an. Der Angeklagte nickte nur und wirkte dabei sichtlich nervös.

Laut Staatsanwaltschaft soll der Kraftfahrer seinen verhassten Ex-Kollegen am Tattag aus seinem Betonmischer heraus beobachtet und spontan beschlossen haben, ihm zu folgen. Etwa zwei Kilometer sei er in „aggressiver Art und Weise“ hinter dem Pkw des Familienvaters hergefahren sein. Als der andere Mann seinen Wagen abstellte, habe er das Steuer herumgerissen und erst seinen ahnungslosen Kollegen und dann dessen Auto gerammt. Das Opfer starb sofort. Der Hund musste später eingeschläfert werden.

Der Angeklagte erlitt bei dem Aufprall nur leichte Verletzungen. Zwar war er mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen worden, aber bereits nach drei Tagen konnte er entlassen werden. Erst als die Polizei von der Vorgeschichte der beiden Männer und ihrem angespannten Verhältnis erfuhr, kamen Zweifel an der Unfalltheorie auf. „Das schien uns einfach ein zu großer Zufall zu sein“, sagte ein Ermittlungsbeamter den Richtern als Zeuge. Schließlich habe man einen Haftbefehl erwirkt und den 57-Jährigen festgenommen.

In seinen Vernehmungen hat der Angeklagte einen absichtlichen Zusammenstoß jedoch stets bestritten. „Er sagte, er habe sich im Führerhaus eine Zigarette drehen wollen“, berichtete der Ermittler. „Dabei sei ihm ein Blättchen Papier in den Fußraum gefallen, und er habe beim Versuch, dieses aufzuheben, das Steuer herumgerissen.“ Sachverständige, die den Unfall später mit einem baugleichen Laster und einer Gummipuppe nachstellten, sollen laut Staatsanwaltschaft jedoch zu dem Schluss gekommen sein, dass diese Version nicht stimmen könne.

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