Mord an Landrat ging jahrelanger Streit voraus

Tagelang drängt ein Rentner auf einen Termin beim Landrat. Als er ihn bekommt, zieht der 74-Jährige eine Waffe und feuert gezielt.

Hameln. Seit Jahren liegt der Todesschütze mit den Behörden im Clinch. Er muss seinen Waffenschein abgeben, er wird wegen Waffenbesitzes verurteilt, und möglicherweise liegt dort das Motiv des Mannes. Am Freitagmorgen kommt er mit einem Revolver ins Büro des Landrats von Hameln-Pyrmont, Rüdiger Butte (SPD), und drückt mehrmals ab. Butte und der Todesschütze liegen kurz darauf tot im Büro.

Sandra Lummitsch ist entsetzt. „Kein Mensch kann glauben, was heute hier passiert ist“, sagt die Sprecherin des Landratsamts. Lummitsch kämpft mit den Tränen, stockend erzählt sie ihre Version der Tat. „Ich habe Schüsse gehört“, sagt sie. „Die Tür ging auf und meine Kollegin sagte: ,Etwas Schreckliches ist passiert’.“ Unmittelbar nach der Tat schließt sich Sandra Lummitsch mit ihrer Kollegin im Büro ein. Der Vertreter des Landrats habe die Mitarbeiter angewiesen, die Büros nicht zu verlassen, berichtet sie. Wenig später sehen die Frauen, dass Polizei im Haus ist.

Der 63 Jahre alte Butte war seit 2005 Landrat von Hameln-Pyrmont. Zuvor war er vier Jahre lang Direktor des Landeskriminalamtes in Niedersachsen gewesen. „Er war ein sehr charmanter, liebenswerter Mann“, sagte ein Polizeisprecher am Tatort. Die Anwohner sind entsetzt. „In Hameln hätte ich das nie erwartet“, sagt Florian Lange (23). Er ist zum Tatort gekommen, weil er der Nachricht im Internet nicht glauben wollte. Er mochte Rüdiger Butte. „Er hat doch gute Arbeit gemacht, ich wundere mich, wieso er erschossen wurde.“

Immer wieder verlassen einzelne Mitarbeiter das Gebäude durch den Hinterausgang, der Schock steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Seelsorger betreuen die Angestellten, während die Mordkommission versucht, die Hintergründe der Tat aufzudecken. Angaben, wonach der 74-Jährige ein Waffennarr sei, dem die Behörden seine Waffen entzogen haben, wollte die Polizei offiziell nicht kommentieren. Es hieß allerdings, dem Tod des Landrats sei ein jahrelanger Streit um Waffen zwischen dem Täter und der Verwaltung vorausgegangen.

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