Monica Lewinsky: „Natürlich hat er mich ausgenutzt“

Sie schreibt über ihr Leben seit dem Sexskandal mit dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton.

Monica Lewinsky 1999 bei einer Signierstunde in Deutschland.

Monica Lewinsky 1999 bei einer Signierstunde in Deutschland.

Foto: Sophie Tummescheit

Washington. Monica Lewinsky — die Praktikantin, die fast einen US-Präsidenten stürzte. Bill Clinton, der damals mächtigste Mann der Welt, verwoben in einem Netz aus Telefonsex und Schäferstündchen im Weißen Haus. Sechzehn Jahre, nachdem der Skandal die Welt in Atmen hielt, ist er zurück. Denn Lewinsky, heute 40 Jahre alt, meldet sich nach langer Funkstille mit einem Essay in der „Vanity Fair“ zurück — und das kurz vor der möglichen Präsidentschaftsbewerbung von Hillary Clinton.

Es sei Zeit, „das blaue Kleid zu begraben“, schreibt sie beinahe selbstironisch mit Bezug auf ihr berühmtes Kleidungsstück, auf dem sich Clintons Samenspuren befanden. Es müsse Schluss damit sein, „auf Zehenspitzen um meine Vergangenheit herumzuschleichen — und um die Zukunft anderer Menschen“.

Lewinsky hat gute Gründe für den Vorstoß. Während der ersten Präsidentschaftsbewerbung der Ex-First Lady 2008 spielte die Affäre kaum eine Rolle. Diesmal dürfte es anders werden. Der mögliche republikanische Konkurrent Rand Paul nannte Bill Clinton indirekt einen Sittenstrolch und warf die Frage auf, ob sich die Demokraten mit einem solchen Menschen abgeben sollten. Bald sechs Jahre nach dem Verlust des Weißen Hauses dürften die Konservativen kaum Hemmungen vor ähnlichen Tiefschlägen haben.

Also kommt Lewinsky aus der Deckung: „Ich habe endlich entschieden, mich aus dem Fenster zu lehnen“. Sie beschreibt, wie der Machtzirkel um die Clintons sie damals kaputtgemacht habe, bis sie dem Suizid nahe gewesen sei. Die Affäre mit dem Präsidenten sei noch „einvernehmlich“ gewesen, doch der eigentliche Missbrauch habe danach begonnen, „als ich zum Sündenbock gemacht wurde, um seine Stellung der Macht zu schützen“.

Ihr Resümee deshalb: „Klar, mein Boss hat mich ausgenutzt.“ Doch sie erklärt ihre Sicht der Dinge nicht ohne Angst: „Was mich das kosten wird, werde ich bald herausfinden.“ Lewinsky erklärt, mit ihrem Text anderen helfen zu wollen, die auch Opfer öffentlicher Demütigung wurden. Sie schreibt, wie Arbeitgeber mit Hinweis auf „meine Vergangenheit“ Bewerbungen ablehnen. Wie sich der Traum vom Heiraten nicht erfüllt. Während die Clintons blendend dastehen — sie als Politikerin und er als einer der populärsten Ex-Präsidenten — und selbst ihrer Tochter Chelsea einmal Chancen aufs Weiße Haus eingeräumt werden.

Lewinsky will der Welt wohl ihr Selbstbewusstsein präsentieren. So drückt sie sogar Bedauern für Hillary Clinton aus. Sie verweist auf Dokumente aus dem Nachlass einer engen Freundin der ehemaligen First Lady, wonach diese sich teilweise selbst die Schuld für die Affäre ihres Mannes Bill gegeben und Lewinsky als „narzisstische bekloppte Peinlichkeit“ bezeichnet habe. „Sie hätte ihrem Mann Unangemessenheit vorwerfen können, aber ich empfinde ihren Impuls beunruhigend, der Frau — nicht nur mir, sondern auch sich selbst — die Schuld zu geben“, meint Lewinsky.

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