Medien-Profis in Lokalposse „Datterich“

Darmstadt (dpa) - Im wirklichen Leben Medienmanager, auf der Bühne Wirtshausfreund eines durstigen Schnorrers: Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner hat am Mittwochabend im Staatstheater Darmstadt als Schauspieler in der Mundartposse „Datterich“ auf der Bühne gestanden.

Medien-Profis in Lokalposse „Datterich“
Foto: dpa

Der 52-Jährige spielte die Figur des Bennelbächer - „eine kleine Rolle in drei Szenen“. Es war Döpfners Debüt in einem großen Haus an der Seite von „Focus“-Herausgeber Helmut Markwort. Der 78-Jährige hat in dem 1862 erstmals aufgeführten Stück schon oft mitgespielt. Daneben traten auch der Präsident des SV Darmstadt 98, Rüdiger Fritsch, sowie der frühere Wirtschaftsweise Bert Rürup als Polizeidiener auf.

Gespielt wurde die Gala-Vorstellung von einem Amateur-Ensemble, zu dem der aus Darmstadt stammende Markwort gehört. Er hatte Döpfner zu dem Auftritt angeregt. Nicht nur auf der Bühne waren Prominente, auch unter den Zuschauern - wie Satire-Altmeister Harald Schmidt: „Ich bin immer da, wo Spitzenleistung geboten wird.“

Der Autor Ernst Elias Niebergall, vor 200 Jahren geboren und schon mit 28 Jahren gestorben, hat den „Datterich“ in Darmstädter Mundart geschrieben. In Darmstadt wird das Stück am besten verstanden und fast auch nur dort gespielt. „Dialekte faszinieren mich generell“, sagt Döpfner. „Der „Datterich“ ist ein Meisterstück. Dieser Schnorrer wird in herrlich-komischer Weise porträtiert.“

Döpfner, der im nahe gelegenen Offenbach aufwuchs, fühlt sich als Schauspieler wohl. „Eine Rolle einzustudieren, auf der Theater-Bühne zu stehen, das ist eine Gaudi. Mein Privatvergnügen. Andere Leute gehen Golf spielen. Ich mache das“, erzählte er. „Bühnenluft, das ist Leben in der schönsten Form.“

Für Markwort ist der „Datterich“ eines der „besten deutschen Lustspiele überhaupt. Darin kommt die Kraft des Dialektes vor.“ Er spielt den Drehermeister und Zeitungsnarr Dummbach. Dessen Feststellung „Ich geh net gern an so Orde, wo mer kah Zeidung zu läse krikt“ klingt, als sei sie im Nachhinein extra für den „Focus“-Mann geschrieben worden. Sie steht aber schon so im „Datterich“.

Seinen Spitznamen hat der „Datterich“, weil ihm vor lauter Alkohol die Hände zittern, er also einen „Datterich“ hat. Der Trunkenbold besitzt Weisheiten, die kein Verfallsdatum zu haben scheinen. „Bezahle, wann mer Geld hat, des is kah Kunst: awwer bezahle, wann mer kahns hat, des is e Kunst, liewer Mann, un die muss ich erscht noch lerne“, bekennt er, als Gläubiger sich ihr Geld bei ihm holen wollen.

Diese Thematik nahmen Demonstranten zum Anlass, den „Datterich“ mit Döpfner und Markwort nach der Pause kurz zu unterbrechen. Von einer Festival-Veranstaltung unter dem Motto „Schulden. Eine Befreiung!“ war die Gruppe zu einer spontanen Kunst-Aktion ins Staatstheater gezogen. Sie störten die Aufführung und protestierten gegen den Umgang mit Schuldnern wie Griechenland. „Die Aktion war zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort“, meinte ein Zuschauer.

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