Masern wieder ausgebrochen - Ärzte: Mehr impfen

Köln. Um die Masern in Deutschland endlich auszurotten,haben Kinderärzte einen nationalen Impfplan verlangt. "Der erneuteMasern-Ausbruch in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Berlin hatgezeigt, dass die bisherigen Impfkonzepte nicht genügend wirken",kritisierte der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) amDonnerstag in Köln.

Eltern sollten künftig vor Aufnahme ihrer Kinder in eine staatlichgeförderte Kita einen Masern-Impfschutz nachweisen, verlangteVerbandspräsident Wolfram Hartmann. Das müsse verbindlichvorgeschrieben werden.

In diesem Jahr haben sich bereits rund 220Menschen bundesweit mit Masern angesteckt, davon sind 35 Patientenschwer erkrankt."Von dem WHO-Ziel, die Masern bis 2011 weltweit ausgerottet zu haben, sind wir meilenweit entfernt. In anderen Staaten gilt Deutschland als Masern-Risikoland", kritisierte Ulrich Fegeler, Sprecher des Berliner Landesverbandes der Kinder- und Jugendärzte.

In ganz Amerika war die Krankheit 2002 schon eliminiert - sie wurde aber danach immer wieder aus europäischen Ländern eingeschleppt.Die Infektionskrankheit kann tödlich ausgehen und verursacht häufig gefährliche Nebenwirkungen, die zu lebenslangen körperlichen und geistigen Behinderungen führen.

"Säuglinge können an einer schleichenden Form der Hirnentzündung erkranken, die ähnlich wie die Schlafkrankheit nach Jahren zum Tode führt", sagte Fegeler. Eine Impfpflicht gibt es bisher in Deutschland nicht. DasInfektionsschutzgesetz gibt laut BVKJ dem Bund aber schon jetzt dieMöglichkeit, bei sehr gefährlichen Viren eine Impfpflichteinzuführen.

"Dieser Fall liegt bei Masern vor", betonte Hartmann.Für eine ausreichende Durchimpfungsrate würde es laut Kinderärztenaber auch schon reichen, wenn in den Tagesstätten zwingend einausreichender Impfschutz für die Jungen und Mädchen nachgewiesenwerden müsste.

Experten empfehlen zwei Masernimpfungen im zweitenLebensjahr, auch Erwachsene können sich noch impfen lassen.Die Zahl der Infektionen schwankt: 2007 kam es bundesweit zu "nur" 566 Fällen, das schlimmste Jahr der jüngeren Vergangenheit war 2006 mit 2308 Fällen, davon 1700 Erkrankten in Nordrhein-Westfalen.

Noch bis zum 1. Mai rufen Ärzte in der Europäischen Impfwoche dazu auf, den eigenen und familiären Impfschutz zu überprüfen. Gegen Masern ist nach der zweiten Impfung ein so gut wie kompletter, nach jetzigem Kenntnisstand lebenslanger Schutz gewährleistet.

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