Manuel Riemann: Der Pokalheld von Burghausen

Fussballkrimi: Der 18-jährige Ersatztorwart Manuel Riemann brachte Bayern München fast zur Verzweiflung.

Burghausen. "Der hat einen Magnet im Handschuh", staunte Uli Hoeneß am Montag über den Torwart des Pokal-Gegners. Der Bayern-Manager lobte nicht etwa eine bekannte Fußballgröße, sondern den 18-jährigen Manuel Riemann, Ersatztorwart des Regionalligisten SV Wacker Burghausen. Der Jungspieler kann aus dem Erfahrungsschatz von zwei nennenswerten Spielen schöpfen - eines in der Zweiten und eines in der Regionalliga. Aber er bringt schon das Selbstbewusstsein eines altgedienten Profis mit. Vor dem Spiel hatte er angekündigt: "Bei hohen Bällen gehe ich raus. Mir ist egal, wer da kommt. Wenn einer umfällt, dann bin das sicher nicht ich."

Damit ist er bei dem Pokalkrimi am Montagabend gut gefahren, denn das kleine Burghausen hätte um Haaresbreite gegen die übermächtigen Bayern gewonnen - und daran hatte Riemann den Löwenanteil. Die Münchner stürmten fast durchgehend, doch der junge Schlussmann fing ihre Schüsse ein ums andere Mal ab. "Der stand immer richtig", zollte ihm Oliver Kahn hinterher Respekt.

Da hatte der 38-Jährige wohl ein Aha-Erlebnis hinter sich. Denn vor dem Spiel war Riemann auf sein Jugendidol zugegangen, um ihn auf einen Trikottausch anzusprechen. Doch der Bayern-Torhüter reagierte arrogant, "schubste ihn leicht weg", wollte weder mit ihm reden noch die Hand schütteln. Nach dem Schlusspfiff erlebte ihn Riemann anders: Kahn drückte ihn und meinte "Mach weiter so." Und als der Burghausener in die Kabine kam, wartete Kahns Trikot auf ihn.

Nach dem Rausch des Spiels, das dann doch keine Pokalsensation geworden ist, wollte Riemann gar nicht erst Katzenjammer aufkommen lassen. "Alle anderen Mannschaften sollen erst einmal so ein Weltklasse-Spiel gegen den FC Bayern mit Superstars wie Ribéry oder Klose abliefern. Elfmeterschießen ist immer eine Glücks- und Nervensache", sagte er dem Sender Sport1. Der junge Torwart brachte sich mit Psychotricks durch das Drama der 14 Elfmeter: "Ich habe keinen einzigen Elfer von uns angesehen, immer weggeschaut und um göttliche Hilfe gebetet." Und als er selbst antrat, hat er Kahn nicht angesehen, "sonst hätte ich das Zittern bekommen. Ich habe nur auf den Ball geblickt und einfach draufgehalten. Ich wusste ja, dass ich nach rechts schießen werde."

Riemann hat nicht nur bei den 7,2 Millionen ARD-Zuschauern einen blendenden Eindruck hinterlassen, auch Uli Hoeneß soll sich seinen Namen notiert haben. Der Ersatztormann hat zwar grundsätzlich die Erste Liga als Ziel, sieht das aber noch locker: "Ich habe nichts dagegen, dass er sich meinen Namen notiert. Diese Saison bleibe ich aber definitiv in Burghausen. Es gefällt mir hier und ich habe dem SV Wacker sehr viel zu verdanken. Außerdem brauche ich mein persönliches Umfeld. Meine Familie hat mir den Rücken freigehalten, damit ich Fußball spielen kann."

Nun müssen sich die Burghausener wieder für andere Gegner motivieren. Gestern trainierte Riemann mit der Mannschaft für das Spiel am Samstag gegen Oggersheim, den Tabellenletzten der Regionalliga Süd.

Geburtsdatum 9. September 1988 in Mühldorf am Inn

Grösse 1,86 Meter

Gewicht 92 Kilo

Stationen Manuel Riemann spielte in der Jugend für den TSV Ampfing und den TSV 1860 Rosenheim, ehe er 2003 zu Wacker Burghausen wechselte. 2006 bekam er einen Profivertrag, gab aber erst am letzten Spieltag der Saison sein Debüt in der zweiten Bundesliga. Beim Pokalspiel gegen die Bayern parierte der 18-Jährige zwei Elfmeter und verwandelte selbst einen Schuss gegen Oliver Kahn.

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