Looping auf der Wasserrutsche

Im Kölner Aqualand gibt es einen atemberaubenden Spaß für besonders Unerschrockene.

Köln. Es ist dieser eine kurze Moment, in dem der Atem vor Spannung stockt und alle Muskeln angespannt sind. Ein, zwei Sekunden, in denen man nur ahnt, was als nächstes passieren wird. Dann öffnet sich die Klappe unter den Füßen, und es zieht einen aus zehn Metern Höhe in den freien Fall. Adrenalin pur.

Das Kölner Spaßbad Aqualand hat eine neue Attraktion - ausschließlich für ganz Mutige: die erste Indoor-Looping-Wasserrutsche in Deutschland. Und die ist nichts für schwache Mägen. Denn in weniger als sechs Sekunden werden die Rutschenden über eine Schleife durch die 52 Meter lange Röhre geschossen.

Eine Wasserrutsche mit einem Looping - das ist neu. Entwickelt wurde sie von der Firma Hartwigsen aus Süddeutschland. Das Unternehmen begab sich mit diesem Projekt auf völlig neues Terrain. Denn jahrelang war es nicht zu verwirklichen. In den 80er Jahren gab es im Ausland schon mal den Versuch einer Looping-Rutsche. "Die wurde aber schon nach vier Wochen von den Behörden geschlossen. Einfach zu gefährlich", sagt Geschäftsführer Rainer Braun.

Das Problem: Auf Wasserrutschen dürfen Menschen maximal eine Beschleunigung von 2,6 g (steht für Gravitation) erreichen. Zum Vergleich: Auf Achterbahnen sind 4 g erlaubt. Um einen Looping zu schaffen, benötigt man aber mehr als 2,6 g - sonst kriegt man buchstäblich die Kurve nicht. Lange haben Braun und seine Kollegen getüftelt - bis sie die Lösung hatten: Sie neigten den Looping. Jetzt steht die Schleife nicht senkrecht über dem Boden, sondern in einem Winkel von etwa 120 Grad.

"Der Kick ist, dass man nicht selbst entscheidet, wann es losgeht. Man ist dem Bademeister ausgeliefert", sagt der 18-jährige Tobias lachend, der gerade seinen ersten Looping im Aqualand hinter sich hat. Die Rutschenden müssen sich zum Start in eine kleine Kabine stellen, die Glastür schließt, dann drückt die Badeaufsicht den Auslöser. "Wir haben unser Personal eigens für die neue Rutsche geschult", sagt Christian Bierth, Betriebsleiter des Aqualand. Denn was so rasend schnell geht, muss gut kontrolliert sein.

Ein Schild mit mehr als 20 Warnhinweisen und Verhaltensregeln erläutert die Risiken. Schmuck und Piercings müssen abgenommen werden, gerutscht werden darf nur mit über Kreuz gelegten Armen. Die Bahn ist videoüberwacht und an mehreren Stellen mit Sensoren ausgestattet, die übermitteln, ob die Bahn frei ist. Denn nicht jeder schafft den Looping auf Anhieb...

Die Geschwindigkeit hängt vom eigenen Körpergewicht ab, denn der freie Fall ist der einzige Antrieb. Die Röhre ist lediglich mit einem dünnen Film Wasser benetzt, dass den Körper voranträgt. Je mehr man wiegt, desto schneller wird die Fahrt. Bis zu 45 Kilometer pro Stunde schaffen Männer. "Bei besonders schlanken Frauen kommt es aber auch schon mal vor, dass sie nicht genug Antrieb haben", sagt Christian Bierth. Sie schaffen den Looping nicht und rutschen davor ein paar Meter zurück und können durch eine Notklappe aussteigen.

Wer den Looping aber schafft - und das sind die meisten - erlebt eine Rutschpartie, die einer Achterbahnfahrt gleich kommt. Während der Badegast die Kurve in fünf Metern Höhe nimmt, hebt er für einen kurzen Moment ab und verliert jedes Gefühl für oben und unten. "Das ist der volle Wahnsinn, da bleibt einem das Herz stehen", schwärmt die 17-jährige Leonie.

Rund 500 000 Euro hat das Aqualand in seine neue Attraktion investiert. Sechs Monate lang wurde gebaut. "Aber das hat sich gelohnt", ist sich Betriebsleiter Christian Bierth sicher. Denn seit der Eröffnung des Loopings pilgern Rutschfans aus ganz Deutschland nach Köln, um die einmalige Bahn auszuprobieren.

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