Umweltbericht für NRW Lebensstil in Nordrhein-Westfalen belastet die Umwelt

Zum vierten Mal liegt der Umweltbericht für NRW vor — erstmals auch mit einem „Ökologischen Fußabdruck“.

Umweltbericht für NRW: Lebensstil in Nordrhein-Westfalen belastet die Umwelt
Foto: dpa

Düsseldorf. Manchmal helfen plakative Bilder, um einen neuen Blick auf den eigenen Lebensstil werfen zu können. Würden alle sieben Milliarden Menschen weltweit so viele Ressourcen verbrauchen wie die Einwohner von Nordrhein-Westfalen, müsste es auf Dauer 3,3 Erden geben. Das sagt zumindest der „Ökologische Fußabdruck NRW“, der erstmals Teil des Umweltberichts NRW ist.

Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) legte den Bericht am Montag in Düsseldorf zum vierten Mal vor. Und zehn der 140 Seiten sind dem wissenschaftlichen Sonderbeitrag von Mathis Wackernagel vorbehalten. Er ist Präsident des Global Footprint Networks mit Hauptsitz in Oakland/Kalifornien und einer der Schöpfer des Ökologischen Fußabdrucks, einer inzwischen weltweit anerkannten Messgröße für Ressourcenbuchhaltung.

Der Umweltbericht listet für knapp 30 Umweltindikatoren Zahlen und Entwicklungen auf. So wird im Kapitel über den Klimawandel darauf verwiesen, dass sich die Jahresmittel-Temperatur in NRW zwischen 1881 und 2015 um 1,4 Grad erhöht hat. Der Ausstoß von Treibhausgasen ist zwar seit zehn Jahren rückläufig, bewegt sich aber weiter auf hohem Niveau: Allein 2015 betrug er 284,5 Millionen Tonnen (gegenüber 292,4 Millionen Tonnen im Jahr zuvor).

Luftschadstoff Nummer eins in NRW bleibt das vor allem vom Straßenverkehr verursachte Stickstoffdioxid. 2015 wurde der EU-Jahresgrenzwert an 56 von 128 Messstellen im Land teilweise deutlich überschritten. Eine Folge sind die Klagen der Deutschen Umwelthilfe gegen sechs Luftreinhaltepläne in NRW, die in Düsseldorf schon zu einem ersten Gerichtsurteil geführt haben.

Während hier Lösungswege bis hin zum Dieselfahrverbot noch umstritten sind, haben die Maßnahmen bei der Feinstaubbelastung laut Umweltbericht zum Erfolg geführt. Durch die Einführung von Partikelfiltern und Umweltzonen sei es gelungen, den EU-Grenzwert sowohl 2014 als auch 2015 erstmals landesweit einzuhalten. Vor fünf Jahren war der Wert noch an 21 Messstellen überschritten worden.

Ungebremst ist dagegen der Flächenverbrauch: Täglich werden in NRW über neun Hektar Fläche für Siedlungs- und Verkehrszwecke umgewandelt. Daneben sind laut Bericht nur 6,4 Prozent der Gewässerkilometer und 60 Prozent des Grundwassers in gutem Zustand. Ursache ist zu hohe Nitratbelastung. Und 45 Prozent der Pflanzen-, Pilz- und Tierarten in NRW gelten als bedroht.

Rainer Deppe, umweltpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, kritisierte, Remmel lobe sich für Erfolge wie beim Feinstaub, unterschlage aber, dass es sich dabei um bundesgesetzliche und europäische Regelungen handele. „Auch ein Umweltminister der Grünen darf nicht die Augen davor verschließen, dass Nordrhein-Westfalen als größter Industriestandort mit der höchsten Bevölkerungsdichte andere Bedürfnisse hat.“ Nachhaltigkeit und Wirtschaftswachstum dürften nicht immer weiter gegeneinander ausgespielt werden.

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