Kurz, kürzer, Karneval - Die Kostüme werden knapper

Düsseldorf (dpa) - Pirat, Polizist, Putzfrau oder Plüschhase: Das eine Trend-Kostüm im Karneval gibt es nicht, meinen Kenner. Aber die Verkleidung der Damen sei aufreizender geworden. Die Tollitäten tragen übrigens kein Kostüm - sondern Ornat.

Ohne Verkleidung kein Karneval. Für die jecken Weiber darf es aber immer aufreizender sein. „Über die Jahre sind die Kostüme immer knapper, aber auch vielfältiger geworden“, meint Ulrike Reinartz, die seit mehr als zehn Jahren im Rheinland Karnevalskostüme verkauft. Die Ausschnitte der Damenkostüme sind oft tief, die Säume kurz, das war vor 20 Jahren noch nicht so. Davon abgesehen gibt es regelrechte Dauerbrenner für die tollen Tagen: Flower-Power und Piraten etwa. Daneben sei die Vielfalt allerdings so groß, dass es den einen Trend nicht gebe, berichtet die Chefin mehrerer Karnevalsgeschäfte im Rheinland.

„Piraten laufen unfassbar gut“, sagt auch Peter Ludwig, der Geschäftsführer von Party-Discount in Düsseldorf. Tausende Kostüme liegen in diversen Größen auf Lager, ob Putzfrau oder Rapunzel, Polizist, Ritter, Teufel, Vampir, Hexe oder Indianer. In der Kinderabteilung fahren die Jungen auf Star-Wars-Figuren ab. Viele Fünf- bis Siebenjährige gingen als „Klonkrieger“, berichtet der Karnevalsfachmann. In den langen Regalen warten auch jede Menge Accessoires wie Brusttoupets, meterweise Perücken, Schminke, falsche Wimpern und farbige Kontaktlinsen auf Freunde der Verwandlung.

Viele Karnevalsgeschäfte haben ihre Verkaufsfläche vergrößert und neue Filialen aufgemacht. Online gehen Bestellungen aus ganz Deutschland und dem Ausland ein. Peter Ludwig hat für den Düsseldorfer Laden extra Ordner bestellt für den großen Ansturm. Verkäuferin Elke steht schon seit drei Wochen verkleidet an der Kasse - mal als Obelix, mal im Charleston-Kleid.

Es wird generell mehr kostümiert: Reichte früher ein Narrenkäppchen als Zeichen höchster Ausgelassenheit, ist es heute ein komplettes Outfit von der Perücke bis zum Schuh. Viele haben nicht nur einen Dress im Schrank. „Insgesamt verkleidet man sich gerne und öfter“, meint Björn Lindert vom Kölner Kostümladen Deiters. In den Deiters-Läden werden pro Jahr 300 000 neue Kostüme angeliefert, sagt er.

Allein in Köln gibt es in der Karnevalssession mehrere hundert Veranstaltungen, zu denen Besucher verkleidet gehen. „Man schlüpft bewusst in andere Rollen, alle Jecke sind gleich“, sagt Sigrid Krebs, Sprecherin des Festkomitee Kölner Karneval. Die schönsten Kostüme seien aber selbstgemacht. Komischerweise tragen aber die Narrenherrscher kein Kostüm. Nein, das Dreigestirn, der Karnevalsprinz oder das Prinzenpaar kommen im Ornat. Und diese Amtskleidung ist jedes Jahr gleich.

Zum Schunkeln in Sälen und Kneipen passt luftige Verkleidung. Im Straßenkarneval sind dagegen kuschelige Tierkostüme gefragt. „Nicht nur die Kleinen tummeln sich darin, sondern inzwischen auch Erwachsene“, meint Ulrike Reinartz, die selbst manchmal überrascht ist von der Tier-Vielfalt. „Jetzt kann man auch Stinktier werden oder Pinguin.“

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