Kunstberater Achenbach vor Gericht

Essen (dpa) - Fast im Monatstakt kaufte der Aldi-Erbe Berthold Albrecht ein neues hochkarätiges Kunstwerk. Bis kurz vor seinem Tod im November 2012 erwarb der Unternehmer aus einer der reichsten Familien Deutschlands auch immer neue teure Oldtimer.

Kunstberater Achenbach vor Gericht
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Binnen 15 Monaten kaufte er neun Luxuskarossen der Marken Bugatti, Ferrari oder Bentley. Albrechts Händler war der prominente Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach. Der 62-Jährige Familienvater ist seit über 40 Jahren im Kunstgeschäft und gilt als ein Freund von Künstlern und Wirtschaftsbossen.

Am Dienstagmorgen erscheint ein blasser und ernster Achenbach im dunklen Anzug im Saal 101 des Essener Landgerichts. Seit genau einem halben Jahr sitzt der ehemalige Tausendsassa der Düsseldorfer Kunstszene in Untersuchungshaft. Erstmals nach sechs Monaten ist er nun wieder öffentlich zu sehen - als Angeklagter in einem millionenschweren Betrugsprozess. „Er muss es aushalten“, sagt Achenbachs Anwalt Thomas Elsner später. Kurz lächelt Achenbach und zwinkert mit dem Auge - vielleicht in Richtung seines Sohnes.

Betrugsvorwurf: Kunstberater Achenbach vor Gericht
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Achenbach soll laut Anklage seinen Kunden Albrecht um rund 23 Millionen Euro betrogen haben. Die Affäre war durch eine Strafanzeige der normalerweise als äußerst verschwiegenen Albrecht-Familie ins Rollen gekommen.

Rund eine Stunde verliest Staatsanwältin Valeria Sonntag die Anklageschrift. Es geht um millionenteure Bilder von Picasso, Ernst Ludwig Kirchner oder Francis Picabia. Achenbach sollte eine hochkarätige Kunstsammlung für Albrecht aufbauen - 28 Kunstwerke kaufte er zwischen 2009 und Sommer 2011 für Albrecht ein. Bei 14 Geschäften soll Achenbach die Preise auf den Einkaufsrechnungen manipuliert haben. Eigentlich habe Achenbach nur eine fünfprozentige Provision für jeden Deal bekommen und die Einkaufsrechnungen an Albrecht weiterreichen sollen. Dies sei mündlich vereinbart worden, sagt Sonntag.

Achenbach habe „erhebliche Margen“ aufgeschlagen oder auch Dollar-Beträge in Euro umfrisiert. Die Kopien der gefälschten Rechnungen habe er an Albrecht gefaxt. Für Kirchners „Zwei Akte im Wald“ habe Albrecht 1,2 Millionen Euro gezahlt, tatsächlich habe Achenbach das Bild bei einer Galerie für knapp 800 000 Euro gekauft. 3,7 Millionen Euro kostete ein Gerhard Richter-Bild, Albrecht habe 4,5 Millionen gezahlt.

Die Leidenschaft für Oldtimer entwickelte Albrecht erst später. Bis Ende Oktober 2012 verkaufte Achenbach ihm alte Luxuskarossen für bis zu elf Millionen Euro das Stück. Laut Staatsanwaltschaft soll Achenbach die Preise durch Zwischenverkäufe über Firmen, deren stiller Mitgesellschafter er war, nach oben getrieben haben.

Über die inzwischen aufgelöste Kunstberatungsfirma Berenberg Art Advice soll Achenbach mit seinem ebenfalls angeklagten Ex-Geschäftspartner zwei weitere Kunden betrogen haben. Einem betuchten Ehepaar wollte er laut Anklage einen Baselitz für 817 000 Euro netto verkaufen, für den er selber nur 200 000 Euro gezahlt habe. Die Überweisung kam nicht mehr zustande. Die Kunden hätten „Abstand von dem Kauf genommen“, sagte Sonntag.

Achenbachs Anwalt Thomas Elsner spricht von einem „Marktwert“ der Objekte, der höher sei als die mit Aufschlag gezahlten Preise. „Ein Vereinbarung zum bloßen Durchreichen wäre für diesen besonderen Markt nicht üblich“, sagt Elsner. Achenbach habe Albrecht und später dessen Witwe zudem eine Rücknahmegarantie gegeben, die in Korrespondenzen festgehalten sei.

Diese Version hatte kürzlich das Landgericht Düsseldorf bezweifelt, das in einem Zivilprozess eine millionschwere Schadensersatzforderung der Albrecht-Familie verhandelt. Dass Achenbach die Preise nach oben manipuliere und darauf dann eine Rücknahmegarantie inklusive vier Prozent Verzinsung gegeben habe, hielt der Richter für wenig glaubwürdig.

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