Kopie mit Fehlern: Alpendorf öffnet in China

Das österreichische Städtchen Hallstatt gibt es jetzt ein zweites Mal — als Luxusquartier.

Wien. Alpenidylle im Süden Chinas: Das malerische Städtchen Hallstatt im österreichischen Salzkammergut hat in Fernost einen Zwilling bekommen. Am Samstag ist die Kopie der Tourismusgemeinde mit Unesco-Welterbetitel als Luxusviertel der Kreisstadt Boluo in der Provinz Guangdong eröffnet worden — See inklusive. Österreichische Medien amüsierten sich über verzerrte Dimensionen, Schreibfehler und Palmen in der Kopie. Und das Plagiat ist noch unbewohnt.

Im Brunnen tummeln sich Goldfische, vor der Kirche wiegen sich Palmen und der „Feinschmecker-Treffpankt“ bietet Meeresspezialitäten feil. Zu allem Überfluss ziert eine rote Londoner Telefonzelle den Dorfplatz. Wenn Medien über die Eröffnung in China berichten, schimmert ein Augenzwinkern durch: Ambiente und Ausstrahlung des Originals sieht man als unerreicht, und dabei spielen die Fehler im Detail noch eher eine geringere Rolle.

Die hochalpine Kulisse des Orginals könne auch der größte Baueifer in der hügeligen Umgebung der Nachahmung nur andeuten, so der Tenor. Und der berühmte See sei ohnehin viel zu klein. Doch Bürgermeister Alexander Scheutz gab sich in der Bewertung großzügig: „Man erkennt sofort: Das ist Hallstatt“, berichtete er telefonisch aus Südchina. „Fesch haben sie es gemacht.“ Die Baufirma aus dem Reich der Mitte hat nur ein Jahr gebraucht, um das ein Quadratmeter große Luxusviertel in Boluo aus dem Boden zu stampfen.

Das Projekt, das 650 Millionen Euro gekostet haben soll, wurde in Österreich kritisch begleitet. Einheimische beäugten Chinesen, die mit Fotoapparaten jedes Detail des Ortes festhielten, mit Misstrauen. Das hat sich gelegt: Angeblich verbuchen die einheimischen Hoteliers 50 Prozent mehr Gäste — vor allem Chinesen.

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