Finanzaffäre Königsschwager Urdangarin bleibt vorerst in Freiheit

Palma (dpa) - Der spanische Königsschwager Iñaki Urdangarin muss nach seiner Verurteilung wegen Betrugs und Veruntreuung von Steuergeldern vorläufig nicht ins Gefängnis.

Die Richter auf Mallorca hätten es ihm lediglich zur Auflage gemacht, sich bis zu seinem Berufungsverfahren einmal im Monat bei den Behörden seines Wohnsitzes Genf in der Schweiz zu melden und diesen eine eventuelle Änderung seines Wohnsitzes mitzuteilen, zitierte das spanische Fernsehen die schriftlich vorliegende Entscheidung. Auch Auslandsreisen außerhalb Europas müsse Urdangarin melden.

Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor gefordert, den 49-jährigen früheren Handball-Profi nur gegen eine Kaution von 200 000 Euro auf freien Fuß zu setzen. Für seinen ebenfalls schuldig gesprochenen ehemaligen Geschäftspartner Diego Torres hatte sie 100 000 Euro gefordert. Dem kam das Gericht überraschend in beiden Fällen nicht nach. Torres müsse allerdings seinen Pass abgeben und dürfe Spanien nicht verlassen, berichtete die Zeitung „El País“ unter Berufung auf das Gericht. Urdangarin war in der vergangenen Woche zu sechs Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt worden, Torres bekam acht Jahre und sechs Monate.

Urdangarins Ehefrau, die spanische Infantin Cristina, war Beihilfe zum Steuerbetrug vorgeworfen worden, sie wurde in dem Prozess freigesprochen. Das Ehepaar lebt schon seit Jahren zusammen mit seinen vier Kindern in Genf. Cristina (51) ist die ältere Schwester von König Felipe VI.

Insgesamt waren in der Finanzaffäre rund um die vermeintlich gemeinnützige Stiftung „Nóos“ 17 Verdächtige angeklagt. Urdangarin und Torres wurden die Veruntreuung von sechs Millionen Euro Steuergeldern sowie Betrug, Geldwäsche und Urkundenfälschung vorgeworfen. Beide mussten am Donnerstag persönlich vor dem Gericht auf Mallorca erscheinen. Die Urteilsverkündung am vergangenen Freitag hatten Cristina und Urdangarin von Genf aus verfolgt.

Cristina ist die Nummer sechs in der spanischen Thronfolge. Der Prozess hatte in Spanien viel Aufsehen erregt, weil Cristina in der Geschichte der Bourbonen die erste nahe Verwandte eines Königs war, die vor Gericht stehen musste. Das Verhältnis zu ihrem Bruder und ihrem Vater Juan Carlos hat sich wegen der Affäre erheblich abgekühlt, im Juni 2015 hatte Felipe seiner Schwester den Herzoginnentitel aberkannt.

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