„Ottobiografie“ „Kleinhirn an alle“ - Otto startet Lesereise

Hamburg (dpa) - „Kleinhirn an alle“: Otto liest vor. Das Buch - seine gerade erschienene sogenannte Ottobiografie - liegt bereit, der Komiker hat auf dem Podium Platz genommen und läuft ganz schnell zur Hochform auf.

„Ottobiografie“: „Kleinhirn an alle“ - Otto startet Lesereise
Foto: dpa

Das Publikum in der Hamburger Buchhandlung, das am Dienstagabend zum Start seiner Lesereise gekommen ist, lacht ohnehin schon seit der ersten Minute.

„Reißen Sie sich bitte zusammen, wir sind bei einer Lesung“, ruft Otto - und kurz darauf: „Haben Sie eine Gitarre da?“ Er singt, blödelt und jodelt so, wie es seine Fans seit Jahrzehnten lieben. Deutschlands bekanntester Komiker gibt aber auch Einblicke in sein Leben, das er „nach einer wahren Geschichte“ aufgeschrieben hat.

„Das ist meine erste Lesung. Ich war noch nie auf einer und jetzt bin ich auf meiner eigenen - das macht mich stutzig“, sagt der 69-Jährige zuvor im Interview. „Wollen die Leute das überhaupt hören, was Otto ernsthaft zu erzählen hat? Schließlich ist das meine erste Autobiografie, und es geht fast nur um mich. Ist das wirklich interessant?“ Was seine Leser überraschen dürfte: „Zum Beispiel, dass auch das Leben eines Komikers kein Freifahrtschein für eine Gute-Laune-Kreuzfahrt ist, sondern dass es auch für mich Riffe und Untiefen gibt. Oder: wie viele glückliche Zufälle zusammenkommen müssen, um so ein Komikerleben überhaupt zu ermöglichen.“

Den Buchtitel „Kleinhirn an alle“ lieferte dem Comedian, der seit mehr als 50 Jahren auf der Bühne steht, einer seiner Sketche. Der führt auf eine Reise in den Körper des Kneipengasts Herr Soost. Dessen Leber arbeitet gut, alle Organe sind entspannt - bis das Ohr das Wort „Saufkopf“ meldet. Nun herrscht Aufruhr, die Leber drängelt, die Milz wird frech, das Großhirn gibt Kommandos (Großhirn an Faust: ballen!) - doch dann wendet sich das Kleinhirn an alle: „Jungs, nu lasst doch mal die Aufregung, ihr zieht doch sowieso den Kürzeren.“ Das Publikum der Lesung lacht Tränen, als Otto wieder damit loslegt.

Im Gespräch mit Autor Bernd Eilert, der schon lange mit ihm zusammenarbeitet, und in Passagen, die Otto quietschfidel und mit vollem Körpereinsatz mehr vorspielt als -liest, beschreibt der Ostfriese und Wahl-Hamburger seine glückliche Kindheit in Emden. Die Freude am Publikum sei schon erkennbar gewesen, als der kleine „Ottje“ auf dem Tresen Schlagzeilen aus der Zeitung vorgetragen oder im vom Vater gebastelten Puppentheater Kasperle und Krokodil ins Rennen geschickt habe. „Vor allem, wenn andere zuschauten, lief ich zu großer Form auf“, schreibt er. Daran habe sich wenig geändert. „Ich brauche Zuschauer, egal ob es drei oder dreitausend sind.“

„Ich bin schon als Kind vielen auf die Nerven gegangen“, erklärt Otto seinen Fans. „Vermutlich wäre ich heutzutage als verhaltensauffällig bezeichnet worden“. Schwarz auf Weiß bescheinigt bekam er in seinem ersten Zeugnis: „undiszipliniert und schwatzhaft“. Auch in der Lesung macht der Friesenjung fröhlich das, was ihm und seinen Fans gefällt. Als er die Gitarre in den Händen hält, Beatles-Klassiker wie den vom „Gesterntag“ („Yesterday“) singen zum Beispiel.

Seit Anfang der 70er Jahre hat der Komiker mit Bühnen- und TV-Shows sowie Kinofilmen Millionen Zuschauer begeistert. Vor allem auf Ausflüge in Kindheit, Jugend und seine Anfangsjahre in Hamburg begeben sich Otto und Eilert an dem Abend. Mehr als 400 Seiten umfassen die Memoiren, in denen der Komikstar sehr lesenswert und unterhaltsam, aber keineswegs nur lustig, auf sein Leben ebenso zurückblickt wie auf Entwicklungen der TV-, Film- und Comedy-Szene. Auch über seine zwei gescheiterten Ehen und die Krise nach der ersten Trennung, die sein Selbstvertrauen habe bröckeln lassen, schreibt er.

Allerdings habe er zu wenig über seinen Sohn erzählt, heißt es am Ende des Buchs. Im Interview erklärt er: „Es ist ja nicht so einfach, das Kind eines Prominenten zu sein.“ Ihm selbst mache der eigene Anonymitätsverlust wenig aus, er werde gern an- und ausgelacht. „Ob das für jeden gilt, bezweifle ich, und deshalb möchte ich es Benjamin selbst überlassen, wie er damit umgeht. Sonst kann es schon schwierig werden, wenn er sich ständig fragen muss: Mag man mich als Menschen oder weil ich der Sohn von Otto bin. Also ich möchte nicht der Sohn von Otto sein — ich möchte lieber selber Otto sein.“

Termine der Lesereise:
16.5. Regensburg
17.5. Lörrach
28.5. Lübeck
29.5. Erfurt
30.5. Braunschweig
31.5. Berlin
01.6. Köln

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort