Blumen und Gebete Klage und Trost: Trauergottesdienst für Mordopfer von Herne

Trauer, Entsetzen, Fassungslosigkeit: Immer noch sind die Bluttaten von Herne mit zwei Toten vielen unbegreiflich. Im ökumenischen Trauergottesdienst geht es viel um Trost und Hoffnung - doch auch für andere Gefühle ist Platz.

Blumen und Gebete: Klage und Trost: Trauergottesdienst für Mordopfer von Herne
Foto: dpa

Herne (dpa) - Auf Kartons haben Schulkameraden des toten Jaden ihre Gefühle aufgeschrieben: „Angst“, „Traurigkeit“, „Unsicherheit“ und „Wut“ steht dort geschrieben. Behutsam legen die Kinder ihre Pakete beim Trauergottesdienst für die Opfer des mutmaßlichen Zweifachmörders Marcel H. auf ein schwarzes Tuch vor den Altar. „Wir sagen sie Gott. Wir schreien sie ihm entgegen“, erklärt Pfarrer Michael Thoma.

Rund 500 Menschen haben bei der ökumenischen Trauerfeier für den neunjährigen Jaden und den 22 Jahre alten Christopher am Mittwochnachmittag in der der Herz-Jesu-Kirche in Herne Platz gefunden. Es sind Angehörige, Freunde, Schulkameraden und viele Bürger. Aus vielen Gesichtern sprechen noch immer Fassungslosigkeit und Entsetzen über die Morde. Einige müssen weinen, immer wieder.

Zwei große Blumenkränze der Stadt Herne schmücken den Altarraum - zu Ehren Jadens und zu Ehren Christophers. Später werden für die beiden zwei große Kerzen an der Osterkerze entzündet und neben ihr aufgestellt.

„Wir sind sprachlos“, sagt Pastoralreferentin Birgit Terfloth zu Beginn. „Es macht Angst, es macht wütend, es lähmt uns.“ Eine Frau legt einen Karton mit der Aufschrift „Es ist ungerecht“ zu den anderen. „Wieso mussten zwei junge Menschen sterben? Es darf doch nicht sein“, sagt sie.

Alle Gefühle sollen ihren Platz haben. Auf einem Karton vor dem Altar steht „Rache“: „Wie soll eine gerechte Strafe aussehen?“, fragt Superintendent Reiner Rimkus.

Auch die Trauer der muslimischen Mitschüler Jadens und ihrer Eltern findet Platz in der Feier: Eine Frau liest wenige Verse aus dem Koran auf Deutsch und Arabisch.

In seiner Predigt ermutigt Rimkus die Trauernden, sich gegenseitig zu trösten. „Einander umgeben, einander umarmen - das tut gut, da fließt Trost - etwas Helles inmitten des Dunkels“, sagt er. „Von anderen kommt uns Kraft zu, die wir gerade selbst nicht haben, aber so nötig brauchen.“ Und die flehentliche Bitte an Gott: „Gib uns Mut, an der Hoffnung festzuhalten, dass da ein Weg sein wird, den wir gehen können.“ Die Osterkerze erinnere an die Verheißung, „dass der Tod besiegt ist, dass Elend und Trauer nicht die letzte Macht haben“.

Die Trauerfeier wird per Lautsprecher nach draußen übertragen. Mehr als 200 Menschen folgen dort den Gottesdienst. Viele Trauergäste haben Blumen, Grablichter und Plüschtiere mitgebracht und legen sie neben die Eingangstür. Unter den Gästen sind auch Angehörige der Rockerorganisation „Bandidos“. Der Stiefvater Jadens ist nach Angaben seines Anwalts Mitglied der Gruppierung.

Im Gottesdienst wird schließlich ein langes weißes Tuch um das schwarze mit den Kartons gelegt. Ein Ende zeigt in das Kirchenschiff hinein. Auf ihm liegen drei kleine bunte Tücher: Symbole für den Trost, den in Herne gerade viele so nötig haben.

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