Kirche verteidigt Auswahltest für gestandene Pfarrer

In Rollenspielen müssen Geistliche beispielsweise über die „Pille danach“ beraten.

Düsseldorf. Gestandene Pfarrer müssen sich einem Auswahlverfahren unterziehen, um nicht frühpensioniert zu werden: Der Bericht unserer Zeitung hatte ein großes Medienecho ausgelöst. Am Freutag dann nahm die Evangelische Kirche im Rheinland Stellung.

"Das Auswahlverfahren ist eigentlich eine Art Bewerbungsverfahren", sagte der Personaldezernent der Evangelischen Kirche im Rheinland, Jürgen Dembek. In das Verfahren kommen allerdings Pfarrer im sogenannten Wartestand, die schon seit Jahren für die evangelische Kirche im Einsatz sind. Die meisten sind zwischen 50 und 60 Jahre alt.

"Das Verfahren ist eine Chance, denn wir haben 75 zusätzliche Stellen geschaffen, auf die sich nur die Pfarrer im Wartestand bewerben können", so Dembek. Selbst wer durchfalle, könne sich schließlich noch drei Jahre lang auf eine Pfarrstelle bewerben. "Dass jemand durchfällt, heißt ja keineswegs, dass er generell ungeeignet ist, sondern nur, dass er nicht zu den zu besetzenden Stellen passt."

Nur einer der Durchgefallenen bekam danach noch eine Pfarrstelle. Bisher fielen 25, also rund die Hälfte der 52 Pfarrer, die sich dem Verfahren unterzogen haben, durch. Da sich alle 120Warteständler auf die 75 Stellen bewerben können, werden wohl noch einige das Nachsehen haben. Sie werden in den vorzeitigen Ruhestand geschickt, bekommen dann je nach Alter bis zur Hälfte des Ruhestandsgeldes.

Betroffene schildern das Verfahren als sehr belastend: "Viele sind davon traumatisiert", hatte die selbst betroffene Brigitte Pannen, Vorstandsmitglied des evangelischen Pfarrvereins, die Situation geschildert.

Das kann Dembek nicht nachvollziehen: "Wie kann man denn von einem Rollenspiel traumatisiert sein? Wir spielen Situationen nach, die uns erlauben, zu beurteilen, wie die Pfarrer arbeiten - viel harmloser, als in Assessment-Centern der freien Wirtschaft."

So müssen die Pfarrer beispielsweise eine Situation spielen, in denen sie einen Teenager beraten, den Fragen zur "Pille danach" beschäftigen. Auch der Grund einer Abberufung, wie persönliche Mobbing-Erlebnisse, werden Betroffenen zufolge thematisiert. Die Ergebnisse des Auswahltags sind wichtiger als der schriftliche Teil (Referenzen, Lebenslauf, Motivationsschreiben, Arbeitsproben) und die Examensnoten zusammen. "Denn das persönliche Bild, das wir uns machen, zählt für uns am meisten", begründete Dembek diese Einteilung.

Viele Pfarrer sind mit diesem Verfahren unzufrieden: "Ich hatte das Gefühl, dass die guten Referenzen von wichtigen Leuten, die zum Grundbestand unserer Kirche gehören, gar nicht zählen", ist Pannens Einschätzung. Insgesamt waren 23 Pfarrer mit dem Verfahren unzufrieden und legten Widerspruch ein. In drei Fällen wurde dem Einspruch stattgegeben. 14 Pfarrer legten bei der Verwaltungskammer - dem kirchlichen Gericht der Evangelischen Kirche im Rheinland - Klage ein.

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