Treffen mit Präsident Macron : Kind gerettet: „Spiderman“ aus Mali soll Franzose werden
Paris (dpa) - Sie nennen ihn „Spiderman“: Der junge Mann, der da in Jeans und kurzärmeligem Hemd im Pariser Präsidentenpalast steht, wirkt überwältigt von der plötzlichen Aufmerksamkeit. In einer spektakulären Kletteraktion hat Mamoudou Gassama einen Vierjährigen vor dem Sturz aus dem vierten Stock bewahrt.
Nun wird er in Frankreich als Held gefeiert und mit der Comic-Figur Spiderman verglichen. Der Zuwanderer aus Mali ist erst seit einigen Monaten im Land, bislang ohne französische Papiere. Jetzt winkt ihm nicht nur ein französischer Pass, sondern auch ein möglicher Job bei der Pariser Feuerwehr.
Staatspräsident Emmanuel Macron persönlich empfängt den jungen Mann im Élyséepalast und zollt ihm Respekt: „Bravo!“ Gassama soll jetzt schnell eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen und einen Antrag auf Einbürgerung stellen. „Der außergewöhnliche Charakter dieser Tat rechtfertigt diese Ausnahmeentscheidung“, sagt Macron.
Videoaufnahmen des dramatischen Vorfalls im Norden der französischen Hauptstadt wurden hunderttausendfach in sozialen Netzwerken angeklickt. Darauf ist zu sehen, wie der Junge sich an der Außenseite eines Balkongeländers festklammert. Gassama wurde am Samstagabend auf die Notsituation aufmerksam, als er gerade auf dem Weg war, um das Champions-League-Finale anzuschauen. In gut einer halben Minute kletterte der junge Mann über die verschiedenen Balkone nach oben, griff das Kind und hob es in Sicherheit.
Alle hätten ihm gesagt, dass er sein Leben riskiert habe, erzählte Gassama dem Sender RMC - darüber habe er aber nicht nachgedacht. „Ich habe daran gedacht, dieses Kind zu retten.“ Erst hinterher hätten seine Beine gezittert.
Das Kind war von seinem Vater allein in der Wohnung zurückgelassen worden - dem Mann droht nun eine Strafe wegen Vernachlässigung seiner elterlichen Pflichten. Darauf stehen in Frankreich bis zu zwei Jahre Gefängnis und 30.000 Euro Geldstrafe. Staatsanwalt François Molins sagte dem Sender BFMTV, der Mann sei zum Einkaufen gegangen und habe anschließend noch Pokémon Go gespielt. „Er ist erschüttert.“ Ein Gerichtstermin ist für September angesetzt.