Katharina Böhm: „Erfolg ist immer eine Glückssache“

Katharina Böhm (49) spricht über eine besonders schwierige Rolle, ihren Beruf und das Älterwerden.

Katharina Böhm: „Ich sehe mir meine Filme höchstens ein Mal an.“

Katharina Böhm: „Ich sehe mir meine Filme höchstens ein Mal an.“

Foto: dpa

Düsseldorf. Von Kindesbeinen an steht Katharina Böhm (49) vor der Kamera. Montagabend spielt sie in dem ZDF-Film „Jeder Tag zählt“ (20.15 Uhr, 17.03.2014) die Mutter eines jungen Mädchens, das an Krebs erkrankt.

Frau Böhm, ist es ein zusätzlicher Reiz, wenn eine Geschichte wahr ist — wie in „Jeder Tag zählt“

Katharina Böhm: Es kommt immer zuerst auf den Inhalt an. Aber wenn am Ende oder am Schluss steht „Beruht auf wahren Tatsachen“, betrifft mich das als Zuschauer einen Tick mehr. Man kann es nicht als erfunden abtun — wie zum Beispiel die Märchen, die man als Kind gelesen hat.

Zieht Sie so eine traurige Rolle denn runter?

Böhm: Am Abend lege ich das ab. Am Set ist das etwas anderes, wenn ich zum Beispiel Szenen spiele, in denen das Leben meiner Tochter auf dem Spiel steht. Das geht einem natürlich nahe.

Ihr ZDF-Krimi „Die Chefin“ ist trotz großer Konkurrenz erfolgreich. Was braucht ein Krimi heute?

Böhm: Es ist immer auch eine Glückssache. Ich habe beispielsweise in den 90er Jahren „Commissario Montalbano“ gedreht. In Italien hatten wir damit eine enorm hohe Einschaltquote, auch in anderen Ländern sind wir sehr erfolgreich gelaufen. In Deutschland hingegen lief die erste Folge am 11. September 2001. Da ist das natürlich völlig untergegangen. Hier hatte die Serie gar keinen Erfolg.

Sie stehen schon seit frühester Kindheit vor der Kamera. Gibt es Rollen, die Ihnen im Nachhinein peinlich sind?

Böhm: Manchmal denke ich schon: „Mensch, Katharina, was hast Du denn da gespielt?“ — wobei ich mir meine Filme eigentlich nicht mehr als ein Mal ansehe. Es geht mir dabei so, als wenn man zum Beispiel seine eigene Stimme auf einer Kassette hört. Das kommt einem dann auch komisch vor. Aber grundsätzlich ist mir keine Rolle peinlich.

Was haben Ihre Eltern — beide erfolgreiche Schauspieler — Ihnen mit auf den Weg gegeben?

Böhm: Die Liebe zu diesem Beruf und wie man damit umgehen muss. Von meiner Mutter habe ich eines der wichtigsten Dinge gelernt: sich selbst nicht so ernst zu nehmen. Das hat sich für mich auch immer mehr bestätigt: Wir haben das große Glück, dass wir die Dinge nur spielen müssen und sie nicht echt sind.

Sie meiden die Öffentlichkeit. Haben Ihre Eltern Ihnen auch eine Unaufgeregtheit mitgegeben?

Böhm: Sie haben mir vorgelebt, dass ein Leben in der Öffentlichkeit nicht so interessant ist. Das war schwierig für mich als Kind, denn es gab auch damals schon die Klatsch-Presse. Meine Eltern haben die gemieden, aber bei ihrer Scheidung hat das nicht geklappt. Schon da habe ich gedacht: „Was geht fremde Leute unser Privatleben an?“ Diesen Zirkus, der um unseren Beruf stattfindet, schaue ich mir gerne an — aber ich bin da nicht gerne drin.

Können Sie sich vorstellen, dass Ihr Sohn die Schauspielerdynastie fortsetzt?

Böhm: Die Kunst des Elternseins besteht darin, seinen Kindern Freiheiten zu lassen. Mein Sohn ist aber auch erst 15. Und ich finde, dass heute sowieso alles zu schnell abgehakt wird: Abi, dann sofort studieren, dann direkt Arbeit und so weiter. Es geht nur darum, dass man funktioniert. Dass Politiker darüber diskutieren, dass Kinder früher in die Schule sollen, damit Deutschland konkurrenzfähig bleibt, finde ich furchtbar. Es geht anscheinend nicht mehr um den Menschen, sondern nur noch um Produkte.

Sie werden in diesem Jahr 50. Haben Sie Angst davor?

Böhm: Ein halbes Jahrhundert, das hört sich schon spannend an, muss ich sagen. Ich habe aber kein schlimmes Gefühl damit. Wenn man zehn wird, denkt man ja auch, dass danach alles ganz anders sein wird. Aber am Ende ist es nur eine abstrakte Zahl.

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