Kampf bis zur totalen Erschöpfung

Inferno: Bislang haben die Brände in Kalifornien fast eine Million Menschen in die Flucht getrieben.

<strong>San Diego. Auf langen Wühltischen stapelt sich Kleidung, daneben türmen sich Spielsachen auf. Ein paar Schritte weiter werden riesige Mengen Sandwiches, Hamburger und Kekse serviert. Es wirkt wie eine Mischung aus Flohmarkt und Sommerfest, wären da nicht die vielen Gesichtsmasken, mit denen sich Tausende gegen den feinen Aschestaub in der heißen Luft schützen. Überall hängt Rauch in der Luft. "Willkommen im Qualcomm-Stadion", empfängt ein Schild die Besucher. "Hier bitte anmelden." Das gilt für die über zehntausend Menschen, die in dem Sportstadion in San Diego Zuflucht vor dem Flammeninferno in Südkalifornien gesucht haben. Bislang hat das Inferno fast eine Million Menschen in die Flucht getrieben. 7000 Feuerwehrleute kämpfen am Rande der Erschöpfung gegen 19 Brandherde, berichtet CNN. "Wir sind völlig am Ende, aber es bleibt keine Zeit sich auszuruhen", sagt ein Feuerwehrmann dem Fernsehsender. Die größten Feuer in der Geschichte Kaliforniens haben derzeit eine Fläche von 1700 Quadratkilometern niedergebrannt - das entspricht ungefähr einem Gebiet von der doppelten Größe Berlins.

"Lauf, lauf", riefen die Nachbarn der 27-jährigen Hibo Bonaya zu

Hibo Bonaya hat es sich mit ihren vier Kindern im Alter von zwei bis acht Jahren auf Feldbetten bequem gemacht. Es ist das erste große Feuer, das die 27-jährige allein erziehende Mutter aus Äthiopien in ihrer kalifornischen Wahlheimat erlebt. "Lauf, lauf" hätten ihr die Nachbarn in Rancho Bernardo am Montagmorgen zugerufen. S ie habe gerade Zeit gehabt, ihre Papiere, eine Milchflasche, Windeln und die Kinder ins Auto zu packen und zu fliehen. Die Sprachtherapeutin Brooke Laughlin (28) zählt zu den mehr als 1500 freiwilligen Helfern, die Essen verteilen, aber auch dolmetschen, Zelte aufbauen und einfach zuhören. "Einige Leute sind total gut drauf, auch wenn sie vielleicht alles im Feuer verloren haben, andere sind am Boden zerstört", sagt sie.

Im Handumdrehen hatten die Behörden das Football-Stadion in ein Auffanglager mit Matratzen, Decken, Lebensmitteln und vielen Hilfsleistungen verwandelt. "Anders als bei früheren Katastrophen haben wir hier dafür gesorgt, dass die Leute vor Ort, der Staat und die Bundesbehörden ganz schnell handeln", erklärt Gouverneur Arnold Schwarzenegger nach einem Rundgang durch das Stadion.

Kalifornien: In dem US-Bundesstaat verwüsten Jahr für Jahr tausende Brände riesige Gebiete.

2003: Am 25. Oktober löst ein Jäger mit seiner Signalpistole den bis dahin größten Waldbrand aus. 14 Menschen sterben.

1993: Wüstenwinde entfachen nahe Los Angeles 26 Buschbrände. Drei Menschen sterben, 130 werden verletzt.

1991: Ein kleines Buschfeuer wird zu einem Drama für Oakland und Berkeley. 2700 Häuser werden vernichtet, 25 Menschen sterben.

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