Kambodscha: Ein Land steht unter Schock

Hunderte Menschen trauern um ihre toten Angehörigen. Augenzeugen der Massenpanik schildern erschütternde Szenen.

Phnom Penh. Am Tag nach der Tragödie herrscht Entsetzen und grenzenlose Trauer in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh. In der Umgebung der schmalen Brücke, die für mindestens 378 Menschen zur Todesfalle wurde, weinen Angehörige um die Opfer, buddhistische Mönche beten. Militärlaster rollen durch die Stadt. Sie sollen die Toten zu ihren Angehörigen bringen. Die Regierung hat einen landesweiten Trauertag ausgerufen.

Am letzten Tag des Wasserfestes zum Ende des Monsuns hatten sich am späten Montagabend auf einer Brücke über den Mekong-Zufluss Tonlé Sap die Feiernden gedrängt. Sie kehrten von der Diamant-Insel zurück. Es seien Wolken aufgezogen, aus Angst vor einem Regenguss wollten etliche Menschen schnell nach Hause, erzählt der 19-jährige Buot Panha. Eine andere Augenzeugin berichtet, dass Panik ausbrach, als Menschen ohnmächtig wurden.

Wegen Barrieren am Ende der Brücke konnten die Menschen nicht schneller gehen, sagt Sem Pagnaseth, der am Unglücksort Getränke verkaufte. Die Sperren sollten die Feiernden eigentlich davon abhalten, auf die Straße zu laufen. Doch nun stauten sich dort die Massen. Die Brücke wurde zur Falle.

"Ich stand in der Mitte, weil ich so groß bin, konnte ich meinen Kopf hoch strecken und atmen", sagt Buot Panha. In seinen Händen habe er ein fremdes Kind gehalten, das am Boden gelegen hatte. "Ich hielt es hoch, damit es atmen konnte."

Zwei Drittel der Opfer seien Frauen, hieß es am Dienstag, auch viele Kinder wurden verletzt oder starben. Neben Buot Panha stand eine Frau mit zwei Kindern. "Alle drei sind wahrscheinlich gestorben", sagt der 19-Jährige.

Er selbst schob sich schließlich zum Brückengeländer und sprang. Das habe ihm das Leben gerettet, sagt er. Das Kind in seinen Armen habe er jedoch zurücklassen müssen, um sich zum Rand der Brücke durchkämpfen zu können.

Rund 750 Verletzte zählten die völlig überlasteten Krankenhäuser der Stadt. Einige rangen am Dienstag noch um ihr Leben. Aus der Regierung hieß es, die meisten Opfer seien erstickt. Deutsche sollen nach ersten Informationen nicht unter den Opfern sein.

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