Kältewelle legt Europa lahm

In Frankreich fällt der Strom aus, die Briten bibbern, und die Niederländer fahren Schlittschuh.

Düsseldorf. Während Schnee und Frost in Nordrhein-Westfalen mit dem Tiefdruckgebiet "Daisy" am Samstag und Sonntag mit voller Kraft Einzug halten sollen, hat die klirrende Kälte andere Regionen Deutschlands und Europas schon seit Freitag fest im Griff.

In Großbritannien erleben die Menschen den kältesten Winter seit 30 Jahren. In den schottischen Highlands sanken die Temperaturen in der Nacht zu Freitag auf bis zu minus 21,6 Grad. 22 Menschen kamen bisher wegen des Wintereinbruchs ums Leben. Die Gasvorräte gehen zur Neige.

In Frankreich kam es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Auf der Autobahn in Richtung Spanien konnten zwischen Narbonne und Perpignan (Südfrankreich) rund tausend Lastwagen nicht weiterfahren. Der Grenzübergang zu Spanien war für den Schwerverkehr gesperrt.

In der Gegend um Arles und nahe Montpellier im Süden fiel für mehr als 20.000 Menschen der Strom aus, weil Leitungen unter der Schneelast zusammengebrochen waren. Eurostar strich in England alle Früh- und Spätzüge zwischen London, Paris und Brüssel. Die übrigen Züge kamen zum Teil mehrere Stunden zu spät.

Auch in Spanien herrscht Schneechaos: Auf den Straßen der Pilgerstadt Santiago de Compostela im Nordwesten legte der Schnee den Verkehr lahm. Viele Landstraßen mussten gesperrt werden. Auf der Insel Mallorca sorgten Regen und Sturm für Probleme. Wegen schwerer See sei der Hafen von Palma geschlossen worden, berichtete der spanische Rundfunk. Metereologen sagten Schneefälle auf Meereshöhe voraus.

In Italien kam es im Norden zu Verkehrsbehinderungen. Der italienisch-französische Grenzübergang "Col de Larche" in den Cottischen Alpen musste gesperrt werden. In Tschechien sind zwei Grenzübergänge zu Deutschland und zur Slowakei vorübergehend für den Lastwagen-Verkehr geschlossen worden.

Mit freudiger Gelassenheit reagieren die Menschen in den Niederlanden auf Frost und Kälte: Sie frönen ihrer größten Fitness-Leidenschaft nach dem Radfahren - dem Schlittschuhlaufen. Viele Kanäle, Flüsse, Grachten und Seen sind zugefroren.

Weniger Glück haben Schlittschuhfreunde in Deutschland. Einige Ruhrgebietsstädte warnen davor, auf zugefrorenen Gewässern herumzuspazieren. Das gilt etwa für den Mülheimer Wasserbahnhof und den Essener Baldeneysee.

Bei Kassel brach am Freitag ein zwölfjähriger Junge durch das Eis eines zugefrorenen Sees, konnte sich aber selbst befreien. In Ostbrandenburg ist die Schifffahrt zum Erliegen gekommen. Die Oder und andere Wasserstraßen sind für den Verkehr gesperrt worden. In Sachsen-Anhalt waren Eisbrecher im Einsatz. In Nordrhein-Westfalen sind bis jetzt alle Wasserwege frei.

Ein gutes Geschäft machen dank der Kälte die Hersteller von Speisesalz. Weil Streusalz knapp geworden ist, greifen viele Verbraucher im Supermarkt zu Speisesalz. Manche Märkte verkauften vier Mal so viel wie sonst, sagte eine Sprecherin der Supermarktkette Edeka.

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