JVA Ronsdorf: Der modernste Knast in NRW

Am Montag ziehen die ersten 13 jugendlichen Häftlinge in das Wuppertaler Gefängnis. 2012 sollen alle 510 Plätze belegt sein.

Wuppertal. Die Joggingstrecke schlängelt sich am Zaun entlang durchs Gelände. Die Fenster in den Klassenzimmern sind mit dicken Gittern gesichert. „Manganhartstahl“, kommentiert der Justizvollzugsbeamte Andreas Ochmann nüchtern. Härter geht nicht, Ausbruchsversuch zwecklos. Aber trotz Gitter und Zaun, Kamera und Stacheldraht sollen die jungen Häftlinge sich eine Brücke in die Zukunft bauen: Im modernsten Jugendgefängnis (JVA) in NRW, das in Wuppertal steht, sind Lernen und Ausbildung das A und O.

Die offizielle Einweihung ist für Ende November geplant. Schon jetzt kommen die ersten 13 Gefangenen aus anderen Anstalten. Im März 2012 soll das Gefängnis mit 510 Plätzen belegt sein. In dem 179 Millionen Euro teuren Neubau verbüßen dann Jugendliche und junge Männer im Alter zwischen 14 und 24 Jahren Haftstrafen oder sind in Untersuchungshaft. „Hier sitzt alles — vom Eierdieb bis zum Mörder“, sagt Anstaltsleiter Rupert Koch.

„Es geht hier aber zu wie an einer großen Schule“, berichtet Koch. Zu den sieben festen JVA-Lehrern kommen viele externe dazu.

Die JVA Wuppertal-Ronsdorf ist die Antwort auf den schrecklichen Foltermord in der Jugendhaftanstalt Siegburg vor fast fünf Jahren. Inzwischen gibt es ein neues Gesetz für den Jugendstrafvollzug. Die jungen Häftlinge haben eine Zelle für sich, leben in Wohngruppen, können Sport machen und Freizeitangebote besuchen. „Wir sprechen von Hafträumen, nicht von Zellen“, sagt der Beamte Ochmann bei einem Rundgang durch eine Wohngruppe. Tatsächlich erinnert darin außer dem Gitter vorm Fenster nichts an ein Gefängnis. Die Möbel sind brandneu. Anschlüsse für Fernsehen und Radio sind auch da, Toilette und Waschbecken sind auch im Raum.

Gemeinschaftsduschen gibt es hier nicht, denn sie gelten als Schauplatz für sexuellen Missbrauch, Drogenhandel und Übergriffe. Jede Wohngruppe hat mehrere Einzelduschen, außerdem Waschmaschine und zwei Freizeiträume, einer mit einer Küchenzeile.

Bei allem pädagogischen Willen — die weitläufige Anlage am Rand von Wuppertal bleibt unverkennbar ein Gefängnis. Scheinwerfer leuchten alles aus, 260 Videokameras kontrollieren das Gelände. Mehr als fünf Meter hoch ist die 1070 Meter lange Außenmauer. Die Zäune messen mehr als zwei Kilometer.

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