Jung, reich und verkommen

Am Samstag startet die Teenie-Serie Gossip Girl auf Pro Sieben. In den USA war sie ein Renner.

München. Das Rezept ist so einfach wie vielversprechend: Man nehme die Intrigen aus Melrose Place, den Glamour aus Sex and the City und die Liebesdramen aus Beverly Hills 90210. Dann lässt man die ausnahmslos über die Norm gut aussehenden Schauspieler in den Kulissen des wohl edelsten Schickimicki-Viertels der Welt agieren - und schon hat man sie: die neue Teenager-Serie mit Sucht-Potenzial. Gossip Girl ist, wie könnte es auch anders sein, bereits ein Mega-Erfolg in den USA. Jetzt startet die neue Hochglanz-Serie in Deutschland auf Pro Sieben.

Der Inhalt ist kurz erzählt: Die steinreiche Serena van der Woodsen (Blake Lively) kommt nach einem Jahr Aufenthalt in einem Internat zurück nach Hause an die Upper East Side von New York. Sie hatte die Stadt überstürzt verlassen, und alle anderen Steinreichen wollen wissen, welches Geheimnis sie verbirgt. Allen voran ihre beste Freundin Blair Waldorf (Leighton Meester), die sich inzwischen an die Spitze von Serenas ehemaliger Clique gearbeitet und sich zu einer intriganten Rivalin gemausert hat. Kommentiert wird das Ganze aus dem Off von Gossip Girl, einer Bloggerin, die jeden Schnipsel Klatsch ins Netz setzt.

Was klingt wie das typische Teenie-Blabla ist ein satirischer Blick auf die oberen Zehntausend. Nie zuvor wurden Geldgier und Status so in Szene gesetzt und waren Zickereien so schön anzusehen. Gedreht wird ausschließlich in den Silvercup Studios New Yorks oder an prestigeträchtigen Originalschauplätzen wie dem Metropolitan Museum.

Nur wer mindestens ein paar Millionen Dollar auf dem Konto hat, gehört zum erlauchten Kreis der Intrigen-Spinner. Nicht nur die Namen der Protagonisten sind überkandidelt, einfach alles an diesen Jugendlichen ist überzogen. Ganz nach dem Motto: so jung und schon so verdorben. Sie schlürfen Martinis, ohne dass es jemanden stört, dass Alkoholgenuss in den USA erst ab 21 Jahren erlaubt ist. Sie haben Sex im Zehn-Millionen-Dollar-Penthouse, leisten sich genau wie ihre Eltern das ein oder andere Drogenproblem und tragen ausschließlich Designer-Klamotten. Und das macht den Erfolg von Gossip Girl aus. Denn keine TV-Serie hatte bisher einen solchen Einfluss auf die Pop-Kultur seiner Zuschauer.

Und das, obwohl die Quoten äußerst schlecht waren. Gerade einmal 2,7 Millionen schalteten zum Serienstart 2007 ein - für US-Verhältnisse eine Katastrophe. Vor allem für die Werbevermarktung. Trotzdem war Gossip Girl das Thema Nummer eins bei Jugendlichen. Auf Schulhöfen, Sportplätzen und in Webforen ging es um nichts anderes mehr, als um die hochnäsige Teenie-Elite von New York.

Was war passiert? Ganz einfach: Die Teenager schauten sich die Serie im Internet an, in dem der Sender die Folgen eine Woche nach der Ausstrahlung veröffentlichte. Die Macher mussten umdenken. Am Konzept der Serie wurde nichts geändert, aber an der Vermarktung.

Hochwertige Handys, Edel-Jeans und Designer-Taschen - ständig tauchen in der Serie Markenprodukte auf. Und auf der Website der Serie wurden die Teile dann gleich zum Kauf angeboten. In welchem Outfit die Charaktere auch auf Partys erschienen, es wurde sofort zum Verkaufsschlager.

Man darf gespannt sein, ob Gossip Girl einen ähnlichen Effekt auf deutsche Teenager haben wird. Pro Sieben hat zwar angekündigt, die Folgen nicht ins Netz zu stellen. Aber die Vermarktung der Modelinie wird wohl weiterlaufen.

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