Festakt : Juncker: Marx aus seiner Zeit verstehen
Trier (dpa) - EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat davor gewarnt, Karl Marx für die Verbrechen des Kommunismus verantwortlich zu machen.
„Man muss Karl Marx aus seiner Zeit heraus verstehen“, sagte Juncker am Freitagabend in Trier in der Konstantin-Basilika bei einem Festakt anlässlich der Eröffnung mehrerer großer Ausstellungen zum 200. Geburtstag des Denkers.
„Dass einige seiner späteren Jünger die Werte, die er formuliert hat und die Worte, die er zur Beschreibung dieser Werte gefunden hat, als Waffe gegen andere einsetzten, dafür kann man Karl Marx nicht zur Verantwortung ziehen.“ Er sei ein „in die Zukunft hineindenkender Philosoph mit gestalterischem Anspruch“ gewesen.
Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte bei dem Festakt vor etwa 1000 Gästen: „Die Verbrechen an Millionen von Menschen, die im 20. Jahrhundert in seinem Namen begangen wurden, können ihm nicht angelastet werden.“ Heute habe man die Notwendigkeit erkannt, „Marx in seiner Zeit zu verorten und damit die historische Person und ihr Werk im historischen Kontext zu betrachten“. Unmittelbar vor Beginn ihrer Rede wurde ein lautstark protestierender Zwischenrufer aus dem Gebäude geführt. Dreyer sagte: „Festakt hin oder her, es ist gut, dass man bei uns eine freie Meinung auch äußern darf.“
In Trier gibt es zum Geburtstag gleich drei große Ausstellungen, die von diesem Samstag an für Besucher offen sind. Im Zentrum steht die rheinland-pfälzische Landesausstellung „Karl Marx 1818-1883. Leben. Werk. Zeit.“, bei der mehr als 400 Exponate aus elf Ländern in zwei Trierer Museen zu sehen sind. Zudem gibt es zwei Partner-Schauen im Museum am Dom und im Museum Karl-Marx-Haus, dem Geburtshaus von Marx.
Am Samstag wird eine große Karl-Marx-Statue enthüllt, die die Volksrepublik China der Stadt Trier zum Jubiläum geschenkt hat. Marx war am 5. Mai 1818 in Trier geboren worden und verbrachte die ersten 17 Jahre seines Lebens dort. Er gilt als geistiger Vater des Kommunismus und ist bis heute umstritten.