Karneval Jecken zittern um Rosenmontagszüge in NRW

Die Züge in Duisburg, Hagen und Wenden sind abgesagt. Weitere stehen auf der Kippe. Sonntag feierten die Narren aber ausgelassen.

Der Zugweg - wenn der Zoch denn zieht.

Der Zugweg - wenn der Zoch denn zieht.

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Düsseldorf. Ausgelassen haben die Jecken in Nordrhein-Westfalen am Sonntag Karneval gefeiert — doch über all dem närrischen Treiben liegt die Sorge um die Rosenmontagszüge, von denen bereits gestern einige aus Sicherheitsgründen abgesagt worden sind. Meteorologen hatten ihre Sturm-Prognose noch einmal verschärft. Der große Rosenmontagszug in Düsseldorf ist in Gefahr. Köln hingegen will sich nicht so leicht vom Sturm geschlagen geben.

In Köln soll der närrische Lindwurm auf jeden Fall losziehen, wenn auch mit Einschränkungen.

In Köln soll der närrische Lindwurm auf jeden Fall losziehen, wenn auch mit Einschränkungen.

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Die meisten Jecken ließen sich von diesem Szenario gestern nicht beeindrucken: In Köln, Düsseldorf und anderen Karnevalshochburgen waren Hunderttausende auf den Straßen und feierten ausgelassen.

Beim Kö-Treiben feiern sich die Narren in fantasievollen Kostümen auf der Düsseldorfer Edel-Meile. Sonntag spielte das Wetter noch mit, Rosenmontag wird es stürmisch.

Beim Kö-Treiben feiern sich die Narren in fantasievollen Kostümen auf der Düsseldorfer Edel-Meile. Sonntag spielte das Wetter noch mit, Rosenmontag wird es stürmisch.

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In Köln zogen die „Schull- un Veedelszöch“ durch die Innenstadt. Der Zug umfasst 8000 Teilnehmer aus 48 Schulen und 57 Vereinen. Normalerweise ziehen sie etwa 250 000 Besucher an, aber diesmal wurde eher mit weniger Zulauf gerechnet, da schlechtes Wetter angesagt war. Die Schul- und Viertelszüge — wie sie auf Hochdeutsch heißen — gelten als die ursprünglichsten Karnevalsumzüge in Köln. Ihre Geschichte reicht bis ins Mittelalter zurück.

Beim Kö-Treiben feiern sich die Narren in fantasievollen Kostümen auf der Düsseldorfer Edel-Meile. Sonntag spielte das Wetter noch mit, Rosenmontag wird es stürmisch.

Beim Kö-Treiben feiern sich die Narren in fantasievollen Kostümen auf der Düsseldorfer Edel-Meile. Sonntag spielte das Wetter noch mit, Rosenmontag wird es stürmisch.

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In Düsseldorf waren die Jecken in der Innenstadt unterwegs — dort zog vor allem das Treiben auf der Königsallee die Menschen an. Zahlreiche Gruppen hatten große Lautsprecher auf Wagen montiert und zogen damit die Kö hoch und runter.

In Wuppertal lockte der Rosensonntagszug Tausende Narren in die Bergische Metropole. Die Veranstalter zeigten sich am Ende zufrieden. Die Narren hatten — wie erwartet — friedlich gefeiert.

In Krefeld hat die Polizei gestern rund 200 als Affen verkleidete Jecken gestoppt, die Böller auf eine Straße geworfen haben. Die Beamten nahmen dabei sechs Personen in Gewahrsam. Außerdem mussten die „Affen“ zwei Tüten mit Feuerwerkskörpern abgeben.

Doch der Blick der Jecken richtete sich immer wieder in den Himmel — und auf die Wetter-App auf dem Smartphone. In Duisburg und Hagen haben die Jecken wegen der Sturmwarnung ihre Rosenmontagszüge abgesagt. „Die Wetterlage ist uns zu heikel. Das ist uns viel zu gefährlich“, sagte der Duisburger Karnevalspräsident Michael Jansen gestern. Beim größten Zug in der Innenstadt wollten die Karnevalisten mit 40 Motivwagen, 80 Fußgruppen und 40 Kapellen durch die Straßen ziehen. 60 000 bis 70 000 Besucher waren dazu in den vergangenen Jahren gekommen.

Auch in Hagen, wo in den vergangenen Jahren 60 000 bis 80 000 Menschen den Zug mit seinen 65 Motivwagen angeschaut hatten, zog das Festkomitee Hagener Karneval Konsequenzen aus der Sturmwarnung. Ob der Zug nachgeholt wird, sei noch offen, sagte der 1. Vorsitzende Moritz Padberg.

Die Jecken in Wenden im Sauerland haben auch Konsequenzen gezogen. Der Karnevalsverein Schönau-Altenwenden hat seinen Rosenmontagszug, zu dem sonst 5000 bis 7000 Menschen kommen, aus Sicherheitsgründen abgesagt.

Auf ungemütliches Wetter müssen sich die Menschen so oder so einstellen. Denn „Ruzica“ bringt neben Sturm auch starken, anhaltenden Regen und womöglich sogar Gewitter in die Karnevalshochburgen.

Unterdessen setzte die Polizei am Samstag nach mehreren sexuellen Übergriffen im Karneval ihre Ermittlungen fort. Nach dem Übergriff auf eine belgische Fernsehjournalistin im Kölner Karneval hat sich ein 17 Jahre alter Jugendlicher bei der Polizei gemeldet. Die Frau war während einer Live-Übertragung an Weiberfastnacht vor laufender Kamera sexuell belästigt worden.

Nach Ansicht der Gewerkschaft der Polizei in NRW läuft der Karnevalseinsatz in diesem Jahr bislang sehr gut. Nach den Übergriffen in der Silvesternacht in Köln habe es eine deutliche Anspannung gegeben. „Jeder wusste, dass dieser Einsatz laufen musste“, sagte Gewerkschaftschef Arnold Plickert. Das habe sich aber schnell aufgelöst. „Die Jecken sind teilweise auf unsere Kollegen zugekommen und haben gesagt: „Schön, dass ihr da seid und auf uns aufpasst“.“

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