Jecke gedenken dem Archiv-Einsturz mit bösem Humor

Der Kölner Umzug am Rosenmontag fällt auf den fünften Jahrestag des Archiv-Einsturzes.

Der Entwurf für einen Mottowagen zum Jahrestag des Archiv-Einsturzes zeigt die drei Affen KVB-Verkehrsbetriebe, Stadt und Gutachter, die nichts sehen, hören oder sagen wollen.

Der Entwurf für einen Mottowagen zum Jahrestag des Archiv-Einsturzes zeigt die drei Affen KVB-Verkehrsbetriebe, Stadt und Gutachter, die nichts sehen, hören oder sagen wollen.

Foto: Oliver Berg

Köln. Wie soll man der beiden jungen Opfer des Einsturzes des Kölner Stadtarchivs gedenken, wenn der fünfte Jahrestag ausgerechnet auf den Rosenmontag fällt? Ein ursprünglicher Vorschlag war, den Zoch an diesem besonderen Tag erstmals wieder an der Einsturzstelle vorbeiziehen zu lassen und dabei für einen Moment auf Kamelle und Musik zu verzichten. Auch ein kurzer Stopp des sieben Kilometer langen Umzugs durch die Stadt für eine Gedenkminute war im Gespräch.

„Das sind beides Dinge, die bei einem so großen Zug logistisch leider nicht umsetzbar waren“, sagt Zugleiter Christoph Kuckelkorn. „Daher haben wir uns entschlossen, mit etwas Stellung zu beziehen, das den Zug ausmacht, mit einem Persiflagewagen.“

Es ist genau der Wagen, der ein Jahr nach der Katastrophe am Rosenmontag unterwegs war — jetzt originalgetreu wieder nachgebaut. Er zeigt einen riesigen Elefanten, der das Unglück auf den Trümmerresten thronend aussitzt, und die drei Affen KVB-Verkehrsbetriebe, Stadt und Gutachter, die nichts sehen, hören oder sagen wollen. „Es hat sich seitdem kaum etwas geändert, sodass der Wagen immer noch seine Aussagekraft hat“, erklärt Kuckelkorn.

Zustimmung dafür gibt es von Bürgern, die sich in der Initiative „Köln kann auch anders“ zusammengeschlossen haben, und die jüngst Strafanzeige gegen die ihrer Meinung nach beiden Hauptverantwortlichen von Stadt und Verkehrsbetrieben, Engelbert Rummel und Walter Reinarz, gestellt haben. „Der Persiflagewagen ist in unserem Sinne und mit den Mitteln des Karnevals eine adäquate Reaktion. Es gab schon früh Gespräche zwischen uns und der Zugleitung“, sagt Gründungsmitglied Frank Deja.

Als nicht wirklich adäquat hält er die Art und Weise, wie die Stadtspitze an diesem Tag der Opfer gedenkt: „Am frühen Morgen gedenken und dann ganz normal Karneval im Rathaus feiern, fühlt sich für mich etwas merkwürdig an“, sagt Deja. Es sei an der Zeit, dass sich die Stadt endlich für die Verletzung ihrer Aufsichtspflicht im Fall des Archiv-Einsturzes entschuldige.

Jürgen Roters, Kölner Oberbürgermeister

Bei der Stadt und den Verkehrsbetrieben ist um 7.30 Uhr eine Gedenkveranstaltung an der Einsturzstelle geplant, zu der unter anderem OB Jürgen Roters sowie die KVB-Vorstände Jürgen Fenske und Jörn Schwarze erwartet werden. Dabei wird ein Kranz niedergelegt, und Trauerflor sowie neue Infotafeln werden am Zaun an der Einsturzstelle angebracht. Die KVB-Vorstände haben zudem angekündigt, auf eine eigene Karnevalsfeier an diesem Tag zu verzichten.

„Uns geht es darum, ein würdiges Gedenken an diesem Tag möglich zu machen, das auch den Zuschauern und Passanten eine Teilnahme und ein Innehalten möglich macht“, sagt Roters. Deshalb habe man sich bewusst für eine Zeit entschieden, die vor dem Start des Rosenmontagszuges „mit all den fröhlichen Liedern und launiger Stimmung liegt. Unser Gedenken an diesen Einsturz, die Ursachen und vor allen Dingen die Folgen beschränkt sich ohnehin nicht auf diesen Tag, das ist permanent vorhanden“, sagt der Kölner Oberbürgermeister. Eine weitere Gedenkveranstaltung wird es am Nachmittag von „Köln kann auch anders“ geben, genau um 13.58 Uhr, der Minute des Einsturzes.

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