Japans Kaiser hat wieder gesundheitliche Probleme

Tokio (dpa) - Seine Kollegin Queen Elisabeth II. möchte er unbedingt im Mai besuchen, um ihr persönlich zum 60. Thronjubiläum zu gratulieren. Der Termin steht schon seit langem fest in seinem vollen Kalender.

Doch ob der japanische Kaiser Akihito die Reise ins ferne England wird antreten können, ist höchst fraglich. Dem Monarchen, der vor zwei Jahren sein eigenes 20. Thronjubiläum beging, geht es gesundheitlich sehr schlecht. So schlecht, dass sich das Volk ernsthafte Sorgen um seinen äußerst beliebten Kaiser macht.

Die Frage, ob der unermüdlich arbeitende 78-Jährige nicht besser abdanken sollte, verbietet sich für viele Japaner. Nicht wenige aber meinen, dass er kürzertreten sollte. Während seiner ärztlichen Behandlungen nimmt sein ältester Sohn, Kronprinz Naruhito, die Aufgaben des Vaters wahr.

Eines Tages wird Naruhito seinem Vater ganz auf den Thron folgen. Naruhito jedoch wird von Nippons Hofberichterstattern schon seit geraumer Zeit und unabhängig von der gesundheitlichen Verfassung seines Vaters vorgehalten, sich noch gar nicht so richtig mit seiner zukünftigen Rolle als Monarch seines Landes auseinanderzusetzen. Als vermeintlichen Beweis führen seine Kritiker an, dass Naruhito mehr von seiner kranken Frau, Kronprinzessin Masako, und ihrer Tochter, Prinzessin Aiko rede als von den Belangen der Nation.

Die einstige Karriere-Diplomatin Masako leidet seit langem unter Depressionen, woran zum Teil das restriktive Leben im Palast schuld sein soll. Das Kronprinzenpaar solle sich mal ein Beispiel am Kaiser und seiner Frau Michiko nehmen, meinen Kritiker. Denn trotz seiner angeschlagenen Gesundheit rackert sich Akihito unermüdlich ab.

Zu Tränen gerührt waren viele Japaner beim Anblick ihres hochbetagten Monarchenpaares, als es sehr schnell nach Beginn der Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011 immer wieder in die Katastrophengebiete und Notlager reiste und den Überlebenden Trost spendete, sich ihre Sorgen und Nöte ruhig anhörte und den Menschen Mut zusprach. Obwohl seine eigene Gesundheit schon seit Jahren immer wieder Anlass zu Sorge gibt, macht der Kaiser darum kein großes Aufhebens. Er will ein Kaiser sein, der dem Volk nahe ist. Akihito, dessen Regentschaft den Namen Heisei („Frieden schaffen“) trägt, ist denn auch der erste Repräsentant eines etwas moderneren Hofes.

Während sein 1989 gestorbener Vater Kaiser Hirohito, posthum Showa-Tenno genannt, noch als Gott galt, sind seinem Sohn Akihito laut der Nachkriegsverfassung alle Regierungsbefugnisse genommen. Als 125. Tenno beschränkt sich seine Rolle auf die eines Symbols der Einheit der Nation. Genau das verkörpert Kaiser Akihito für viele auf bewundernswerte Weise. Während die Politiker beinahe im Jahresrhythmus und sogar mitten in der schlimmsten Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg den Regierungschef auswechseln, steht Kaiser Akihito für Kontinuität und Zuverlässigkeit. Doch viele Japaner finden, dass die Arbeitsbelastung für den Kaiser zu hoch ist.

Im vergangenen Monat unterzog er sich einer Bypass-Operation am Herzen. Jetzt muss er erneut in die Klinik, um sich Wasser aus der Brust entfernen zu lassen. Bereits 2008 litt Akihito unter stressbedingten Gesundheitsproblemen, unter anderem Magenbluten. Der Kaiser, der 2003 wegen Prostatakrebs operiert worden war, kam im vergangenen November zudem wegen einer Bronchitis ins Krankenhaus. Nun liegt der Tenno schon wieder in der Klinik. Und wieder hofft sein Volk inständig, dass der lächelnde Monarch schnell gesunden möge.

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