Interview: Zurück zur Harald Schmidt Show

Düsseldorf. Der Vater der Unterhaltung am Spätabend spricht über den Wechsel zum alten Arbeitgeber und die Konkurrenz.

Gibt es für den 13. September, wenn Sie zweimal wöchentlich mit der „Harald Schmidt Show“ auf SAT.1 starten, eine besondere Vorbereitung? Wäre eine Kreuzfahrt gut oder müssen Sie eher alles, was in Deutschland passiert, mitverfolgen?

Schmidt: Sicher lebt die Show davon, dass ich in der aktuellen Thematik drinnen bin, aber die Sendung ist die — glaube ich — 1640. Sendung, und das ist sozusagen in der Routine. Man muss nicht gucken, wie der Ablauf ist, wie die Aufteilung ist, sondern das lebt von der tagesaktuellen Präsenz, 14 Tage vorher — und da bin ich wieder zurück. Ich drehe bis zum 29. August ,Das Traumschiff‘.

Spielen Sie noch Theater, wäre das zu schaffen?

Schmidt: Nein, das war für mich nach drei Jahren genug, weil da für mich meine Grenzen erkennbar waren, indem, was als Schauspieler zu schaffen ist. Das wird schmerzlich spürbar, und zwar dann, wenn die jungen Kollegen so verständnisvoll werden. Ein reiner Schauspieler ist natürlich besser und das ist ein anderer Beruf. Es waren drei Jahre, die wahnsinnig Spaß gemacht haben. Die Erkenntnis war aber, dass sowohl ich als auch das deutsche Theater mehr davon haben, wenn in Zukunft andere spielen.

Zur Late Night haben Sie gesagt, dass Sie gerne öfter als zweimal wollen. Warum bleibt es bei zwei Shows pro Woche?

Schmidt: Weil zunächst mal kein dritter Sendeplatz da ist. Der Irrtum war zu glauben, man könnte dieses Modell auch wöchentlich oder sogar nur 14-tägig machen. Aber das geht nicht, ich hoffe, dass es mit zweimal funktioniert, dreimal wäre ideal. Viermal ist für Deutschland vielleicht fast schon einmal zu viel, aber dreimal wäre sehr gut.

Würden Sie das dann auch für das gleiche Geld machen?

Schmidt: Es wundert mich, dass der Eindruck erweckt wird, die ARD hätte mir 50 Millionen gegeben und dafür bin ich zweimal vorbeigekommen. Ich werde pro Sendung bezahlt! Das heißt, bei 20 Sendungen kriege ich das Geld für 20 Mal, und bei 150 Shows das für 150 Mal. Es ist aber für den Sender definitiv kein Verlustgeschäft in dem Sinne, dass er sagt, wir geben dem eine Riesenkohle und der macht nichts dafür.

So ist das nicht.

Schmidt: Jetzt werde ich schon dauernd gefragt: ,Aber da ist doch Kerner!‘ In der Hoffnung, dass ich dann sage, jaaa, aber … Wenn Kerner da Erfolg hat, dann hat er Erfolg, und dann mache ich zweimal. Und wenn sich das irgendwann einmal ändert, dann wird man sehen, ob der Sender es dreimal will und ob ich das noch mal schaffe. Aber ich bin sozusagen zu materialistisch, um mich in so einen schmutzigen Kollegenkrieg mit Kerner reinziehen zu lassen.

Was verändert sich für Sie konkret, dadurch dass es nicht mehr die ARD ist, sondern SAT.1?

Schmidt: Nichts! Es ist ja mein Studio in Köln, da kommt ein verändertes Bühnenbild rein, aber sonst bleibt alles gleich. Das Prinzip ist dasselbe, es ist meine Firma und es sind meine Leute. Und die Sender wollen eigentlich nur eine Sendung, die funktioniert, weder die ARD noch SAT.1 hat reingeredet.

Werden Sie wieder einen Sidekick haben?

Schmidt: Ich glaube, dass sich das mit der Zeit herausstellen wird, aber nicht von Anfang an. Auch Andrack hat sich ja per Zufall dazu entwickelt. Aber jetzt ist er Wander-Papst. Ich glaube, damit geht es ihm sehr gut und er ist auch sehr erfolgreich.

Ist es bei Ihnen immer noch so, dass Sie zu Mitarbeitern wenig bis gar keinen privaten Kontakt haben?

Schmidt: Ja, wir bauen sozusagen eine künstliche Welt auf, mit irren Maßstäben, denen keiner von uns genügt. Und ich fand es immer schon eine Belästigung, wenn Verwandte von Mitarbeitern die zur Fahrt ins Wochenende abgeholt haben, wenn ich Frauen und Kinder meiner Mitarbeiter gesehen habe oder deren Männer. Das will ich gar nicht, denn wir tun sozusagen permanent so, als wären wir Bauhaus, Real Madrid und so in einem, und natürlich essen wir zu Hause die Suppe kalt aus der Dose. Mich quält schon die Vorstellung, dass es so ist, aber sehen will ich das auf gar keinen Fall.

Versuchen Sie, trotz der vielen Arbeit, die fünf Talkshows in der ARD zu verfolgen?

Schmidt: Die gucke ich wahnsinnig gerne, denn ich habe natürlich meine private Wette laufen, wie sich das entwickelt.

Und wie lautet die?

Schmidt: Das verrate ich nicht, denn ich mache doch nicht Ihre Arbeit! Sie kennen die doch alle, Sie haben die über Jahre beobachtet, Sie kennen, wofür die stehen. Sie wissen, dass der deutsche Fernsehzuschauer Sendeplätze sozusagen lernt. Das heißt, ich gucke nie mehr ins Programm, da kommt Beckmann und da Anne Will. Jetzt ist da ein bisschen Veränderung, dann fünf Themen, fünf unterschiedliche Färbungen, mehr menschlich, mehr hart politisch, mehr, ich weiß nicht, was man da noch alles machen kann. Und dann müssen wir sagen, wir haben Hans Olaf Henkel, wir haben Wolfgang Bosbach, Bischöfin Käsmann und Klaus Ernst und wir haben Christian Lindner.“

Wie wird Günther Jauch denn am Sonntag laufen? Haben Sie da eine Prognose?

Schmidt: Sie können nicht ernsthaft erwarten, dass dieser Millionen-Dollar-Satz jetzt hier von mir sinnlos vergeudet wird. Das ist der kostbarste Satz, den die Fernsehbranche in dieser Saison zu vergeben hat. Der Gott der Late Night hat es so gewollt, dass Günther Jauch am 11. September startet und meine erste Sendung am 13. September!

Ist es keine Veränderung in Bezug auf die „Harald Schmidt Show“, dass die Wege länger werden? Früher wurde Ihre Show in Köln produziert und auch beim WDR in Köln abgenommen und nun passiert das in München.

Schmidt: Das kann ich genau sagen: Mit dem WDR haben wir zwei Kassetten, falls eine überfallen wird oder verschüttgeht, mit zwei Fahrern auf zwei Wegen zum WDR gefahren. Im Ernst: eine über Mülheimer Brücke und eine über die Deutzer Brücke. Bei ProSieben/SAT.1 geht es direkt über Digi — fragen Sie mich nicht, was für ein Kabel, oben bei uns im Sendetrakt eingesteckt. Ist ja noch alles da! Da habe ich damals schon gesagt, Kinder macht mir keinen Stecker weg, man kann das alles immer noch mal wieder brauchen. Wir überspielen direkt in die Sendeleitung nach München, was mir vor der Aufzeichnung immer noch mal so einen Push gibt, weil es heißt: München ist okay! Das ist so wie: ‚Houston wir fliegen los.’

Sechs Reisen haben Sie bisher als Schauspieler auf dem ZDF-„Traumschiff“ unternommen, zunächst den Gentleman-Host gespielt und nun den Kreuzfahrtdirektor Schifferle. Ist das in Zukunft mit Ihrer Late-Night-Show zu vereinbaren?

Schmidt: Das wird nicht ganz einfach werden, schlicht aus terminlichen Gründen. Ich möchte ,Das Traumschiff‘ wahnsinnig gerne weitermachen, von SAT.1 aus ist das auch gar kein Thema, die Frage ist nur, ob wir das zeitlich auf die Reihe kriegen?

Wie könnte das funktionieren?

Schmidt: Ich kann immer nur auf dem sogenannten Schiffs-Teil, bei den Land-Drehs schaffe ich es zeitlich gar nicht — und dann muss das Schiff gerade so fahren, dass ich hinkomme.

Das hört sich kompliziert an!

Schmidt: Wenn das Schiff zum Beispiel in der Nähe von Singapur ist, dann ist das kein Problem, denn dann bin ich mit einem Flug über Nacht da. Wenn das Schiff aber irgendwo auf einer Pazifikinsel ist, Samoa, Fidschi oder so, dann wird es wesentlich komplizierter. Aber wir haben das immer geschafft. Ich reise auch gerne und die Produktion ist da sehr flexibel — deshalb hoffe ich, es klappt.

Wenn Sie sagen, dass es von Seiten von SAT.1 kein Problem ist, dann gilt dies auch fürs ZDF?

Schmidt: Nein, das habe ich nicht gehört. Selbst, wenn es vertraglich ausgeschlossen wäre, ist es ein anderes Genre. Hier ist es Schauspieler und dort bin ich Moderator — das kommt sich nicht in die Quere und es ist auch ein völlig anderer Sendetag.

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