Interview: ZDF-Moderation Marietta Slomka berichtet aus der Hölle

Die Moderatorin über die Revolution bei den ZDF-Nachrichten und die Tücken der virtuellen Welt.

Mainz. Man gönnt sich ja sonst nichts: Für stolze 29,9 Millionen Euro hat das ZDF in Mainz ein futuristisches neues Nachrichtenstudio erbaut. Die Sendungen "Heute" und "Heute-Journal" werden ab Freitag zum ersten Mal aus dem hypermodernen Studio gesendet.

Marietta Slomka ("Heute-Journal") arbeitet dann im Stehen und mit virtuellen Animationen sowie 3-D-Grafiken. "Grüne Hölle" nennen die Moderatoren das Studio. Der Hintergrund, den die Zuschauer sehen, wird auf das Grün projiziert.

WZ: Frau Slomka, Sie haben schon ausgiebige Probemoderationen mit der neuen Technik hinter sich. Was ist bei all den Änderungen für Sie die größte Herausforderung?

Slomka: Für uns Moderatoren die größte Neuerung ist sicher, dass wir nicht mehr auf einem Stuhl sitzen und nur bis zur Hälfte zu sehen sind, sondern stehen und komplett gezeigt werden. Angenehmer Nebeneffekt ist, dass man im Stehen eine natürlichere Haltung hat. Im Sitzen muss man immer darauf achten muss, dass man sich gerade hält.

WZ: Soll das "Heute-Journal" nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich bunter werden?

Slomka: Das "Heute-Journal" bleibt, was es ist, nur eben in einem anderen Look. Die Farbgebung, der Hintergrund und der Studioraum werden komplett anders sein, die Kennmelodie nimmt das alte Thema auf, hört sich aber neu an. Es ändert sich vom Erscheinungsbild her wirklich komplett alles, nicht aber der Inhalt, also die Auswahlkriterien für Nachrichten, unsere Ziele und Ansprüche.

WZ: Aber Sie wollen mit dem neuen Studio und der flotteren Optik doch gewiss verstärkt jüngere Zuschauer ansprechen?

Slomka: Es ist eine Modernisierung. Wenn wir immer beim Alten bleiben würden, dann würden wir heute immer noch Papptafeln hochhalten. Wir passen uns damit natürlich auch den modernen Sehgewohnheiten der Zuschauer an. Das bedeutet aber nicht, dass wir jetzt plötzlich eine Jugendsendung machen.

WZ: Was genau bringt die neue Technik mit den 3-D-Animationen und virtuellen Grafiken dem Zuschauer?

Slomka: Ich glaube, dass der Zuschauer zum einen einfach die moderne Anmutung begrüßt. Außerdem wird das erklärende Moment des "Heute-Journal" durch interessantere, verständlichere und einleuchtendere Grafiken optisch unterstützt. Wir wollen aber auf keinen Fall so mit optischen Tricks arbeiten, dass es aussieht, als stünde ich auf dem Mond, und wir wollen auch keine Interviewpartner als freischwebendes Hologramm ins Studio projizieren.

WZ: Haben Sie Angst vor Pannen in den ersten Sendungen?

Slomka: In den Probedurchgängen wurde ich einmal weggebeamt, und es war nur noch Hintergrund zu sehen, aber das sind Kinderkrankheiten. Es wird sicherlich mal was ruckeln oder was schief gehen, aber das muss man dann mit Humor nehmen.

WZ: Sie sind künftig vom Scheitel bis zur Sohle zu sehen. Haben Sie sich schon neue Garderobe gekauft?

Slomka: Ich muss mich teilweise wirklich neu ausstatten. Bisher habe ich auch mal Freizeithose oder Jeans angehabt, weil ich ja nur zur Hälfte zu sehen war, jetzt muss es von Kopf bis Fuß passen und gut aussehen. Wegen des virtuellen Studios muss man auch stärker auf die Farben aufpassen - bestimmte Muster gehen gar nicht, und knitterfrei soll das Ganze auch noch sein.

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