Interview: Rudolf Kowalski - „Ich habe es für Euch getan“

Rudolf Kowalski über Stolberg, Ärger mit der Polizei und doofe Schlagertexte.

Düsseldorf. Rudolf Kowalski besitzt eines der prägnantesten deutschen Fernseh-Gesichter. Ab Freitag gibt er im ZDF wieder den Kommissar Stolberg. Einen der wohl redefaulsten TV-Kommissare.

WZ: Herr Kowalski, der Stolberg redet nicht, lacht nicht und grantelt nicht mal. Mögen Sie den Mann eigentlich?

Kowalski: Das stimmt ja gar nicht. Der lacht eigentlich ziemlich viel. Er lächelt, aber er brüllt nicht vor Lachen. Er bemüht sich, nicht moralisch zu urteilen. Ein schadenfrohes Lächeln werden Sie bei ihm nicht finden. Auch eine Einleitung wie "Ich hab da noch eine Frage..." hören Sie von ihm nicht. Er fragt einfach, wenn er eine Frage hat. Das wirkt manchmal ein bisschen schroff.

WZ: Geht es darum, mit Stolberg einen asketischen Kommissar zu zeigen, der ohne Gefühlsausbrüche auskommt?

Kowalski: Ja, das ist vielleicht am Anfang ein bisschen übertrieben worden. Aber es ist schon Teil des Konzeptes, einen Menschen zu zeigen, der sein Geheimnis bewahrt.

WZ: Gibt es ein dunkles Geheimnis hinter Stolberg?

Kowalski: Es gibt ein tragisches Ereignis. Das ist eine Geschichte, die auf meinem Mist gewachsen ist. Ich weiß aber nicht, ob sie in der Serie verraten wird.

WZ: Sie haben in großen Film- und Theaterproduktionen mitgespielt. Warum binden Sie sich jetzt an eine Serienrolle?

Kowalski: Ich musste mal weg von der Straße (lacht). Das kann ich von zu Hause aus machen. Und irgendwie ist es heutzutage schwerer, keinen Kommissar zu spielen. Ich glaube, jemand hat mal gesagt, man kann in einer Woche im deutschen Fernsehen 120 Krimis sehen.

WZ: Haben Sie die Rolle auch deshalb angenommen, weil sie ein festes Einkommen einbringt?

Kowalski: Die Verarmungsängste in diesem Beruf kenne ich auch. Wenn ich eine Staffel mit acht Folgen drehe, ist ein Jahresgehalt drin. Früher bin ich viel rumgereist, habe bis zu zehn Filme im Jahr gedreht. Das war schon ein bisschen viel.

WZ: Gibt es Rollen, die Sie gehasst haben?

Kowalski: Ich muss gestehen, ich habe auch so Sachen wie Cobra 11 gemacht. Leider haben alle die Folge gesehen (lacht). Ich trug eine so grauenvolle Perücke. Dieses Foto wird immer wieder veröffentlicht und meine Frau und meine Tochter brechen jedes Mal in Lachen aus. Ich habe jetzt einen Abzug für sie gemacht und draufgeschrieben "Ich habe es für Euch getan".

WZ: Sprechen die Sie Leute auf der Straße mit Herr Stolberg an?

Kowalski: Sie verwechseln mich immer mit Stromberg.

WZ: Hatten Sie schon mal Ärger mit der Polizei?

Kowalski: Ich selbst nicht, aber ich bin mal von einem Taxifahrer abgeholt worden, der dann von einer Zivilstreife angehalten wurde. Es stellte sich heraus, dass er keinen gültigen Personenbeförderungsschein hatte und wegen Fahrgastbetrugs vorbestraft war. Der Fahrer fragte: "Kann ich den Mann wenigstens zum Flughafen fahren?" Und dann sagte dieser Zivilfahnder völlig trocken: "Sie fahren keinen Meter." Das hat mir imponiert. Das war der erste Stolberg, dem ich begegnet bin.

WZ: Merken Sie sich solche Momente, um sie später in Ihre Rollen einzubauen?

Kowalski: Ja, aber es ist kein bewusster Vorgang. Ich habe nicht nur ein furcht- bares Gedächtnis für doofe Schlagertexte, sondern auch für sowas.

WZ: Singen Sie die Schlager dann etwa auch?

Im TV: Kowalski ("Deutschlandspiel", "Im Schatten der Macht") ist ab Freitag, 20.15 Uhr, ZDF, als Stolberg zu sehen.

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