Interview: Ralf Schmitz - „Die Zeit des Zynismus ist vorbei“

Der Komiker Ralf Schmitz über regionale Unterschiede beim Humor und eine etwas entgleiste Äppelwoi-Probe.

Düsseldorf. WZ: Herr Schmitz, in Ihrer neuen Show nehmen Sie deutsche Städte unter die Lupe. Welche Stadt ist die lustigste?

Schmitz: Immer die, in der ich gerade bin (lacht). So wie jeder Mensch individuell ist, hat natürlich auch jede Stadt ihre eigene Art, die eine ist ein bisschen schneller, die andere langsamer, die eine lauter, die andere leiser - aber Spaß habe ich überall, wenn ich vor Ort mit den Leuten zusammenkomme.

WZ: Fühlen Sie in "Schmitz in the City" auch den Klischees über die jeweilige Stadt auf den Zahn?

Schmitz: Ich zeige einerseits Dinge, die man noch nicht von der Stadt weiß, aber ich spüre andererseits auch den Klischees nach. Zum Beispiel war ich in Nürnberg beim ältesten Lebküchner der Stadt und habe gelernt, wie er diese Lebkuchen macht. Das war ganz unvorbereitet, ich bin da reingerannt und habe gesagt: "Guten Tag, kann ich mal bei Ihnen zuschauen?", und der hat mir dann alles gezeigt. In Münster ging es natürlich ums Thema Radfahren, und in Bochum ging es darum, dass die Leute dort angeblich so muffelig sind. Ich stelle aber unter Beweis, dass die total herzlich sind. In Frankfurt hab’ ich natürlich Äppelwoi getestet, und ich kann Ihnen sagen: Wenn man drei, vier von den Dingern verkostet hat, ist man nicht mehr so ganz frisch in der Birne.

WZ: Eigentlich spuckt man bei einer Weinprobe doch aus...

Schmitz: Ich weiß, aber dafür war es einfach zu lecker, und deshalb habe ich alles brav ausgetrunken. Am Ende sieht man, glaube ich, dass ich leicht einen im Tee habe.

WZ: Sind Sie eigentlich bei Ihren Tourneen quer durch Deutschland auf die Idee zu "Schmitz in the City" gekommen?

Schmitz: Ja, meine Shows bestehen immer zur Hälfte aus Improvisation, und da lag es nahe, diese Improvisation zum Teil auf die Straße zu verlegen und zu sagen: Jetzt setze ich mich den Unwägbarkeiten des echten Lebens aus und lasse mich überraschen, wie die Einwohner in Bochum, Münster, Frankfurt oder Nürnberg denn so sind. Dabei habe ich festgestellt, dass die Menschen oft mehr über ihre Stadt wissen, als man gemeinhin denkt. Der Zuschauer lernt die Städte in der Show wirklich kennen, aber es soll natürlich keine Wissenssendung werden, um Gottes Willen.

WZ: Glauben Sie, dass ein derartig harmloser Showspaß in Zeiten zugespitzter TV-Unterhaltung wie "Deutschland sucht den Superstar" und Co. funktionieren kann?

Schmitz: Ich glaube, dass die Zeit des großen Zynismus und der Fleischbeschau allmählich vorbei ist, auch wenn die Einschaltquoten von solchen Sendungen noch gut sind. Aber die Leute haben auch das Bedürfnis nach komischer Unterhaltung, die nicht auf Kosten Anderer geht. Der Erfolg von Formaten wie "Schillerstraße" oder "Genial daneben" beweist das doch.

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