Interview mit TV-Koch Christian Rach über den Einkauf

TV-Koch Christian Rach über seine Prioritäten beim Einkauf, und worauf Verbraucher achten sollten.

Berlin. In einer neuen Dokureihe fühlt Restauranttester Christian Rach (56) unter anderem Supermarktketten und Lebensmittelfirmen auf den Zahn. Der TV-Koch beschäftigt sich in „Rach deckt auf“ (heute, 20.15 Uhr, RTL) mit den Themen Ernährung, Einkauf und besonders Verbraucherschutz, der ihm ein Herzensanliegen ist.

Herr Rach, was kann man im Supermarkt falsch machen?

Christian Rach: Sagen wir es zunächst mal positiv: Wir haben ein ungemein breites Angebot an verschiedensten Lebensmitteln, und generell ist der Standard der Lebensmittelsicherheit in Deutschland weit oben. Was man falsch machen kann, ist, dass man nur auf den Preis guckt. Das finden viele legitim, aber das kollidiert natürlich ganz häufig mit unserer moralischen Entrüstung, wenn wir dann Bilder von Dioxin-Eiern oder von Pferdefleisch und was weiß ich nicht alles sehen. Dann schreit die Nation auf.

Also darf man nicht zu billig einkaufen?

Rach: Das ist eine Glatteisfrage, denn viele werden zu Recht sagen: Ich kann nicht anders. Aber muss ich wirklich sieben Tage die Woche ein Schnitzel auf dem Teller oder Schinken auf dem Brot haben? Oder reichen auch drei Tage und dafür kaufe ich das bessere, hochwertigere Produkt? Das ist die entscheidende Frage.

Sie plädieren für Bio-Fleisch?

Rach: Nein, es geht überhaupt nicht um Bio oder Nicht-Bio. Sie können nicht 80 Millionen Deutsche aus dem Vorgarten heraus ernähren. Es geht auch nicht darum, mit hocherhobenem Zeigefinger die Lebensmittelindustrie runterzumachen.

Wie kaufe ich denn ein gutes Schnitzel?

Rach: Ganz einfach, indem Sie zum Metzger Ihres Vertrauens gehen und bereit sind, auch ein bisschen mehr Geld auf den Tisch zu legen. Es kann ja nicht sein, dass ein Kilo Schweinenacken nur 1,99 Euro kostet. Bei solchen Preisen müssen Sie sich fragen, wie sie zustande kommen können. Die kann es ja nur geben, weil sie auf Kosten der Kreatur gehen. Wir alle kennen die Bilder von Schweineställen, wo man sich hinterher sagt: Das hätte ich nicht geglaubt, dass es so etwas in Deutschland gibt.

Worauf soll man noch achten?

Rach: Auf die Verpackung. Wenn da zum Beispiel nicht draufsteht, wo das Produkt herkommt, lass es liegen.

Sollte man möglichst nur noch regionale Produkte kaufen?

Rach: Nein, damit hat das nichts zu tun. Der Begriff Regionalität ist heutzutage vor allem ein gutes Marketinginstrument. Wir wären mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn wir sagen: Kauft nur noch deutsch. Das wäre fatal. Wir können ja nicht von allen Menschen in der Welt erwarten, dass sie unsere Produkte kaufen, aber selber predigen, nichts mehr zu importieren. Aber natürlich ist es wichtig, dass auf der Verpackung dann auch draufsteht, wo das Produkt herkommt, damit man seinen Werdegang nachvollziehen kann. Es geht um Transparenz. Bei einem Schnitzel sollten Sie schon wissen, ob das Schwein aus Deutschland oder Italien kommt. Außerdem sollte auf der Verpackung stehen, welche Inhaltsstoffe drin sind — wenn man die Angaben nicht kapiert, ist das kein gutes Zeichen.

Wie lässt sich Lebensmittelverschwendung vermeiden?

Rach: Indem Sie Ihre Mahlzeiten genauer planen und einen Einkaufszettel machen. Damit vermeiden Sie, Sachen einzukaufen, die Sie gar nicht brauchen. Außerdem sollte man sich nicht vom Mindesthaltbarkeitsdatum auf der Verpackung unter Druck setzen lassen. Viele Lebensmittel können auch nach Ablauf dieses Datums noch verspeist werden. Einfach mal am Joghurt riechen oder mit dem Finger probieren, ob er noch genießbar ist. Wenn sich der Deckel allerdings schon nach oben wölbt, sollte man die Hände davon lassen.

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