Interview mit Cornelia Poletto: „Eine pure Küche ist mir wichtig“

Fernsehköchin Cornelia Poletto spricht über ihr neues Bistro-Projekt und die Dominanz von Männern in ihrem Beruf.

Hamburg. Im Sommer eröffnete Star-Köchin Cornelia Poletto (40) ein neues Bistro mit angeschlossenem Feinkostladen in Hamburg. Für die alleinerziehende Mutter (Tochter Paola ist 10, Vater ist ihr Ex-Mann Remigio Poletto) war das ein Wagnis.

Frau Poletto, 2011 war für Sie ein einschneidendes Jahr. Zum einen wurden Sie 40, zum anderen haben Sie sich beruflich neu orientiert. . .

Cornelia Poletto: Die Tatsache, dass ich 40 wurde, hatte für mich eigentlich keine große Bedeutung. Ich habe keine Sorge vor dem Alter, und außerdem bewege ich mich ja immer noch in einem Alter, das sich sehen lassen kann. Beruflich war es in der Tat ein Neuanfang, der sehr viel Kraft gekostet hat. Ich wollte etwas Neues probieren und habe in den ersten Monaten nach Eröffnung des Geschäfts an Details gefeilt und wollte viele Dinge perfektionieren. Ich habe nicht nur einen neuen Standort hier in Hamburg, sondern auch ein neues Konzept. Die ersten Wochen waren schon chaotisch. Wir alle mussten uns erst einmal in diesem neuen Konzept „Ladenlokal“ zurechtfinden.

Hatten Sie Sorge, dass es hätte scheitern können?

Poletto: Nur weil man ein Fernsehgesicht ist, muss nicht automatisch alles funktionieren. Natürlich hatte ich Sorgen, dass das Konzept nicht aufgeht. Aber man darf sich von solchen Gedanken auch nicht verrückt machen lassen. Es steckt unheimlich viel Herzblut darin, und wer hier im „Cornelia Poletto“ ist, wird feststellen, dass alles meine Handschrift trägt. Ich lege großen Wert darauf, dass die Gäste sich hier wohl fühlen.

Sie öffnen um elf Uhr. Wann beginnt für Sie der Tag?

Poletto: Eigentlich stehe ich dann spätestens gegen halb sieben auf. Egal, wie lang der Vorabend war. Ich habe auch kein Problem mit dem Frühaufstehen, ich komme gut aus dem Bett. Ich bringe meine Tochter Paola morgens in die Schule. Danach gehe ich noch eine Runde mit den Hunden laufen, dann noch schnell nach Hause duschen, und dann bin ich auch meist schon hier. Der Tag beginnt mit Besprechungen, bevor ich die ersten Gäste hier begrüße.

Sie sind eine der wenigen bekannten Köchinnen in einem männerdominierten Beruf. Wie gehen Sie damit um?

Poletto: Es gibt viele Köchinnen, allerdings — da gebe ich Ihnen Recht — gibt es nur wenige, die im Fernsehen präsent sind. Ich habe kein Problem damit, und in der Zwischenzeit weiß ich auch mit meinen Kollegen umzugehen. Natürlich muss man die Herren so nehmen, wie sie sind, mit all ihren Eitelkeiten und manchmal auch Gockeleien, aber ich freue mich jedes Mal, wenn ich Kollegen über den Weg laufe. Und wir haben in der Regel sehr viel Spaß miteinander.

Haben Sie Freunde unter den Köchen?

Poletto: Es gibt einige, mit denen ich mich sehr gut verstehe, aber ich würde nicht sagen, dass es Freunde sind. Freunde sind für mich Menschen, die ich auch in der Nacht anrufen kann oder mit denen ich auch private Probleme erörtern würde. Meine wahren Freunde sind Menschen, die ich seit vielen Jahren kenne, als ich noch nicht so bekannt war.

Was kochen Sie eigentlich, wenn Sie Freunde zu Gast haben?

Poletto: Wenn ich mir Freunde einlade, dann gibt es kein Fünf-Gänge-Menü, ganz im Gegenteil. Dann will ich mich auch auf meinen Besuch konzentrieren. Dann ist mir eine einfache, pure Küche wichtig. Hauptsache, man ist zusammen — und man isst zusammen. Meistens mache ich dann eine schnelle Pasta, das ist mir sowieso am liebsten, wenn ich privat bin.

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