„Innerer Reichsparteitag“ – ZDF entschuldigt sich

Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein unterläuft im WM-Spiel gegen Australien ein vieldiskutierter Patzer.

Mainz/Johannesburg. Da hat Miroslav Klose was Schönes angerichtet: Kaum trifft der Stürmer wieder ins gegnerische Tor, bringt er eine ZDF-Moderatorin ins Schleudern. Katrin Müller-Hohenstein kommentierte in der Halbzeitpause beim 4:0-Sieg Deutschlands bei der Fußball-WM gegen Australien, das müsse für Klose ein "innerer Reichsparteitag" sein - "jetzt mal ganz im Ernst".

Hoppla, was war das? Ein verbales Eigentor, gar ein Skandal, weil hier nationalsozialistischer Größenwahn mit einem Fußballspiel in Verbindung gebracht wurde? Tags darauf entschuldigte sich ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz für die "verbale Entgleisung, die ihr und uns leid tut", und versprach, das werde nicht mehr vorkommen.

Sogar die Bundesregierung sah sich veranlasst mitzuteilen, dass für sie mit der Reaktion des ZDF die Angelegenheit erledigt sei und verwies auf die zuständigen Rundfunkgremien. ZDF-Fernsehratsmitglied Hugo Diederich forderte bereits eine Entschuldigung im Programm oder auf der Homepage des ZDF.

Aber warum die Aufregung? Der "innere Reichsparteitag" ist Teil der Umgangssprache und einfach ein Ausdruck, der einen persönlichen Triumph oder große Genugtuung beschreibt. Allerdings waren die Reichsparteitage inszenierte Massenveranstaltungen, bei denen die NSDAP ihre Macht triumphal feierte - eine Macht, die auf Terror und Gleichschaltung gründete.

Dieter Graumann, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, kritisierte, der Ausdruck werde viel zu häufig leichtfertig benutzt. Er riet jedoch von "übertriebener Aufgeregtheit" ab. "Eine böse Absicht liegt erkennbar nicht vor. Wir sollten es daher dabei bewenden lassen", sagte er "Handelsblatt Online".

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