Infantin Cristina und König Juan Carlos am Pranger

Infantin Cristina drohen Jahre hinter Gittern. Immer mehr Spanier sehnen das Ende der einst beliebten Monarchie herbei.

Infantin Cristina und König Juan Carlos am Pranger
Foto: dpa

Madrid. Einen so schlechten Jahresstart hatte man im spanischen Königshaus nach dem Schreckensjahr 2013 wohl kaum für möglich gehalten. Als man im Palacio de la Zarzuela am Stadtrand Madrids erfuhr, dass Infantin Cristina zur Beschuldigten im seit langem anhaltenden Korruptionsskandal erklärt wurde, dürften die Royals noch nicht einmal die Titelseiten der Dienstagsausgaben verdaut haben.

Nach einem als peinlich empfundenen Auftritt bei einer Militärparade zum Dreikönigstag wurde König Juan Carlos von den Medien nämlich mit ungewöhnlicher Schärfe angegriffen — weil er in seiner Rede wichtige Themen wie das Unabhängigkeitsstreben Kataloniens unerwähnt gelassen hatte, vor allem aber, weil der 76-Jährige körperlich und geistig äußerst unsicher wirkte und immer wieder ins Stottern geriet.

Damit nicht genug: Nach spanischem Recht könnte die nun der Geldwäsche und des Steuerbetrugs bezichtigte Königstochter Cristina für bis zu sechseinhalb Jahre hinter Gitter wandern. Untersuchungsrichter José Castro ließ wissen, es gebe „genug Indizien“ gegen die 48-Jährige. Gegen Cristinas Ehemann Iñaki Urdangarín ermittelt Castro bereits seit längerem.

Der frühere Handball-Star (45) steht im Verdacht, als Präsident der gemeinnützigen Stiftung Nóos staatliche Gelder in Höhe von mehr als sechs Millionen Euro unterschlagen zu haben. Cristina, so der Richter nun, könne „nur schwerlich“ gar nichts von den Machenschaften ihres Ehemannes erfahren haben. Sie habe vielmehr den Erkenntnissen zufolge den Finanzbehörden Einkünfte eines gemeinsamen Consulting-Unternehmens verschwiegen, das als Strohfirma gedient habe.

Auf den Straßen des krisengeplagten Landes wurde die Entscheidung, die jüngste der beiden Töchter von Juan Carlos und Königin Sofia (75) für den 8. März zu einer Vernehmung als Beschuldigte vorzuladen, vorwiegend positiv aufgenommen. „Gott sei dank! Mensch, endlich, endlich! Ich glaube, dass das spanische Volk etwas Gerechtigkeit verdient. Die Beweise sind ja so klar“, sagte etwa ein Mann.

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