„Abstieg zur Hölle“ : Iñaki Urdangarin tritt Haftstrafe an
Madrid (dpa) - In Spanien sitzt zum ersten Mal ein direkter Angehöriger der Königsfamilie hinter Gittern. Der wegen Betrugs und Veruntreuung zu knapp sechs Jahren Gefängnis verurteilte Iñaki Urdangarin, einer der beiden Schwager von König Felipe VI., trat am Montag seine Haftstrafe an.
Dem historischen Augenblick erlebten nur wenige, es gab zunächst auch keine Bilder. Der 50 Jahre alte Ehemann von Infantin Cristina kam gegen 8 Uhr morgens ins Gefängnis von Brieva in Ávila nordwestlich von Madrid, wie die Behörden mitteilten.
Das Oberste Gericht in Madrid hatte jüngst die Anfang 2017 in Palma de Mallorca gegen Urdangarin verhängte Strafe in leicht gemilderter Form bestätigt. Demnach muss der Ex-Handballstar für fünf Jahre und zehn Monate hinter Gitter. Urdangarin wurde der Veruntreuung von sechs Millionen Euro Steuergeldern sowie der Geldwäsche, der Urkundenfälschung und des Betrugs für schuldig befunden.
Der 1,97-Meter-Sportler aus dem baskischen Zumárraga war einer der angesehensten Männer Spaniens. Als Handballer gewann Urdangarin Medaillen, später heiratete er ins Königshaus ein. 2011 begann dann ein steiler Abstieg, als der Skandal um Urdangarins vermeintlich gemeinnützige, von Steuergeldern geförderte Stiftung „Nóos“ begann. Ein „Abstieg zur Hölle“, wie die Zeitung „El País“ schrieb. Es gab 17 Angeklagte, darunter auch Cristina. Mit Kreditkarten von Scheinfirmen zahlte das Ehepaar den Ermittlungen zufolge Tanzkurse, Hauspersonal, Luxusgeschirr, Geburtstagspartys und teure Umbauten.
Cristina war Co-Präsidentin einer der Firmen ihres Mannes und der Beihilfe zum Steuerbetrug bezichtigt worden, sie wurde im Prozess in Palma von diesem Vorwurf freigesprochen. Sie ist die jüngere der beiden Schwestern von Felipe und die Nummer sechs in der Thronfolge. Cristina war die erste nahe Verwandte eines spanischen Königs, die vor Gericht kam. Der Skandal war einer der schwersten in der Geschichte der spanischen Monarchie. Zusammen mit anderen Affären führte er zu einem Imageverlust des Königshauses. Schließlich dankte Juan Carlos 2014 zugunsten von Felipe ab.
Urdangarin war am Sonntagabend aus Genf kommend auf dem Flughafen von Madrid gelandet, auf Fotos wirkte er müde und mitgenommen. Nach einem Bericht der Zeitung „El Mundo“ bekam er bei seinem Haftantritt zwei Rollen Klopapier, eine Zahnbürste und Plastikbesteck. Bei guter Führung könnte er nach knapp eineinhalb Jahren laut Experten Ausgang von bis zu 36 Tagen pro Jahr bekommen.