Schäden Einsturzgefahr: In Wuppertal gab es schon früher mysteriöse Gebäudeschäden

Wuppertal · Der aktuelle Fall der vom Einsturz bedrohten Häuser in Wuppertal weckt Erinnerungen. Mysteriöse Gebäude- und Straßenschäden hat es im Barmer Osten schon früher gegeben.

 Experten haben am Montag die Risse vermessen und das Risiko eines Absturzes eingeschätzt.

Experten haben am Montag die Risse vermessen und das Risiko eines Absturzes eingeschätzt.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Der Vorfall in der Beyeröhde, wo am Sonntag acht Gebäude wegen Einsturzgefahr geräumt werden mussten, ist kein Einzelfall in der Geschichte des Stadtteils. Schon in den vergangenen Jahren traten in Langerfeld mehrfach plötzlich massive Schäden an Gebäuden auf, weil der Untergrund nachgab.

Alteingesessene Langerfelder werden sich an den spektakulären Fall aus dem Jahr 1987 erinnern, als das Haus Ehrenberger Straße 17 wegen Einsturzgefahr geräumt werden musste. Der Langerfelder Karl-Heinz Scheer, der dort mit seinem Büro als Steuerberater ansässig war, erinnert sich an die kontroversen Diskussionen über die Ursachen des Gebäudeschadens.

„Da war von Bergschäden wegen der Stollen der Zeche Karl die Rede oder von den Dolinen. Man hat nachgeforscht, dass es ein Nachfolgeunternehmen der Zeche Karl mit Sitz in Hannover gegeben hatte, aber bei denen war in Sachen Schadensersatz auch schon längst nichts mehr zu holen. Am Ende hat man herausgefunden, dass ein Schaden an einer Wasserleitung der Stadtwerke neun Tage lang unentdeckt geblieben war. Das Wasser hatte das Haus unterspült“, erinnert sich Karl-Heinz Scheer, der vielen Wuppertalern als langjähriger Manager der Handballer des LTV bekannt sein dürfte. Hätte dieser Nachweis nicht geführt werden können, dann wären die Besitzer mit ihren Schadenersatzforderungen wohl leer ausgegangen.

Bisher gingen alle Zwischenfälle wegen der Löcher im Untergrund glimpflich ab. So auch im Juni 2004, als plötzlich ein gut 1,80 Meter tiefes Loch in der Autobahnabfahrt Langerfeld klaffte – wie durch ein Wunder gab es keinen Unfall. Im März 2005 sackten nahe der Überführung Schmitteborn auf der A 1 ebenfalls Teile der Fahrbahn ab. Die Erklärung für diese Zwischenfälle könnte sein, dass Langerfeld und Nächstebreck in einem Dolinengebiet liegen.

Haus in Wuppertal droht einzustürzen
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Foto: Tim Oelbermann/Der Gelbe Punkt

Kleingärtner stürzte in ein Loch auf seiner Terrasse

Unweit von der Kleingartenanlage „In der Fleute“, wo sich 2008 der nächste Zwischenfall ereignete, liegt zum Beispiel die Straße „Zu den Dolinen“, die nach dem Naturphänomen benannt ist. In der Fleute stürzte im Herbst 2008 ein Kleingärtner zwei Meter tief in ein Loch, das sich auf seiner Terrasse gebildet hatte. Strittig blieb damals, was das Absacken der Terrasse ausgelöst hatte. Der undichte Abschnitt einer Regenwasserleitung auf dem Gelände des Kleingartenvereins wurde am Ende jedenfalls von den Wuppertaler Stadtwerken erneuert.

Noch schlimmer erwischte es die Kleingärtner „In der Fleute“ im Jahr 2013, als ihr Vereinsheim betroffen war und das Hausmeister-Ehepaar ausziehen musste, weil das Gebäude unbewohnbar war. Als Auslöser wurde eine benachbarte Kanal-Baustelle der WSW vermutet. Wasser - insbesondere auch der leicht saure Regen - löst das Kalkgestein und wäscht den Untergrund aus, bis die Höhlen einstürzen.

In Wuppertal kommen mit den Dolinen und dem Erbe des Bergbaus möglicherweise zwei Faktoren zusammen, die sich verstärken. Für das Hausmeisterpaar in der Fleute wurde jedenfalls bis zur längst erfolgten Sanierung eine Übergangswohnung in Langerfeld zur Verfügung gestellt – auf Kosten der WSW.

Dass im Westen Wuppertals Kalkgestein im großen Stil abgebaut wird, ist ein Indiz dafür, auf welchen Untergrund Wuppertal zum Teil gebaut ist. So mussten zum Beispiel beim Bau des Wuppersammlers viele Bodenproben genommen werden, um versteckten brüchigen Stellen auf die Spur zu kommen.

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