Impfung, Virusvariante und Co. Was Sie zur aktuellen Corona-Entwicklung wissen sollten

Service · Die Lage auf den Intensivstationen in Deutschland spitzt sich zu. Südafrika wird zum Virusvariantengebiet und viele wollen sich noch schnell impfen lassen. Was Sie im Moment wissen sollten - ein Überblick.

 Die Lage auf den Intensivstationen spitzt sich weiter zu.

Die Lage auf den Intensivstationen spitzt sich weiter zu.

Foto: dpa/Boris Roessler

Aktuelle Lage

Die Zahl der binnen eines Tages ans Robert Koch-Institut übermittelten Corona-Neuinfektionen hat wieder einen Höchststand erreicht. Die Gesundheitsämter meldeten laut RKI-Angaben von Freitagmorgen 76 414 Fälle in 24 Stunden. Vor genau einer Woche waren es 52 970 erfasste Neuinfektionen gewesen. Die Sieben-Tage Inzidenz gab das RKI mit 438,2 an - ebenfalls ein Höchstwert. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 419,7 gelegen, vor einer Woche bei 340,7 (Vormonat: 113,0). Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 03.32 Uhr wiedergeben.

Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat dringend umgehende Kontaktreduzierungen eingefordert, um eine immer weitere Corona-Ausbreitung in ganz Deutschland abzuwenden. Die Lage sei so ernst wie noch zu keinem Zeitpunkt in der Pandemie, sagte der CDU-Politiker am Freitag in Berlin. Doch zu wenig passiere, und oft zu spät. „Wir müsse jetzt diese Welle stoppen“, mahnte Spahn.

Notbremse

Angesichts des neuen Höchststandes bei den täglich gemeldeten Corona-Neuinfektionen in Deutschland forderte der geschäftsführende Kanzleramtsminister Helge Braun eine "Notbremse". In einigen Bundesländern drohe bereits jetzt eine Überlastung des Gesundheitssystems. "Die vielen Infizierten, die wir momentan insgesamt im Land haben, sorgen auch dafür, dass wir insgesamt in eine schwere Belastungssituation in Krankenhäusern kommen werden", warnte der CDU-Politiker.

Intensivstationen

Auf den Intensivstationen in Bayern und Sachsen spitzt die Lage zu. Die Kapazitäten sind zum Teil schon erschöpft.

Die Luftwaffe wird sich von Freitagnachmittag an mit einem Spezialflugzeug an der Verlegung von Intensivpatienten in der Corona-Pandemie beteiligen. Dazu steht ein Airbus A310MedEvac bereit.

Die NRW-Landesregierung will zur Aufnahme von Corona-Patienten aus anderen Bundesländern planbare Operationen in den NRW-Krankenhäusern verschieben lassen. Eine entsprechende Verordnung wollte das Kabinett am Freitagmorgen in einer Sondersitzung verabschieden, wie die Staatskanzlei mitteilte. Ein Spezialflugzeug der Luftwaffe soll am Freitag um 14.00 Uhr auf dem bayerischen Flughafen Memmingen landen und Schwerkranke nach Münster-Osnabrück in Nordrhein-Westfalen fliegen. Die Ankunft der Maschine wurde für den frühen Abend geplant.

Neue Virusvariante aus Südafrika

Die Weltgesundheitsorganisation WHO untersucht derzeit, ob die neue Corona-Variante B.1.1.529 als besorgniserregend eingestuft werden muss. Das sagte WHO-Expertin Maria van Kerkhove am Donnerstag in einem Briefing. Es werde dabei auch untersucht, inwieweit die Variante auch Folgen für die Diagnostik, Therapien und die Impfkampagnen habe. „Es wird ein paar Wochen dauern, bis wir verstehen, welchen Einfluss diese Variante hat“, sagte Kerkhove.

Die in Südafrika entdeckte Corona-Variante ist auch in Israel nachgewiesen worden. Wie das Gesundheitsministerium am Freitag mitteilte, wurde die Variante bei einer "Person festgestellt, die aus Malawi zurückgekehrt ist". Zwei weitere Reisende, die aus dem Ausland zurückgekehrt seien, seien unter Quarantäne gestellt worden. Wegen der Variante B.1.1.529 kündigten Deutschland und mehrere weitere Länder eine Einstellung des Flugverkehrs aus Südafrika an. Das Land soll zum Virusvariantengebiet erklärt werden.

Südafrikanische Wissenschaftler hatten am Donnerstag die Entdeckung der neuen Corona-Variante bekannt gegeben. Diese gebe "Anlass zur Sorge", sagten die Wissenschaftler. Demnach ist unklar, ob die Wirksamkeit der bestehenden Corona-Vakzine gegen diese Virusvariante gewährleistet ist. Ebenfalls nachgewiesen wurde die Variante bisher in Botsuana und Hongkong bei Reisenden aus Südafrika.

Impfungen

Zum Kampf gegen die jüngste Corona-Welle hat die EU-Kommission eine Auffrischungsimpfung zur weiteren Gültigkeit des digitalen EU-Impfpasses vorgeschlagen. "Wir schlagen eine Gültigkeitsdauer von neun Monaten für den EU-weiten Impfpass vor, danach würde er ohne den Nachweis einer Auffrischungsimpfung seine Gültigkeit verlieren", sagte Justizkommissar Didier Reynders am Donnerstag in Brüssel.

Unterdessen hat die Europäische Arzeimittelbehörde eine Impfung für Kinder ab fünf Jahren zugelassen. Die Empfehlung der Stiko steht noch aus. Kinder- und Jugendmediziner warnen vor überzogenen Erwartungen an die Corona-Impfung für Kinder ab fünf Jahren. „Es wäre falsch, den Druck auf diese Gruppe zu erhöhen, da sie kein Treiber der Pandemie ist“, sagte der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitag). Dies seien weiterhin die ungeimpften Erwachsenen.

(red)
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