Im Wasser lauern die Schlangen

Im Osten Australiens ist ein Ende der Flut nicht in Sicht — in den überschwemmten Häusern warten jetzt tierische Gefahren.

Sydney. Schlangen, Spinnen und anderes Getier sind für Kylie Alexander (32) normalerweise kein Problem — sie lebt auf einer Viehstation im australischen Outback. Mit einer derart massiven Schlangeninvasion hatte sie aber nicht gerechnet. Die Überschwemmungen der vergangenen Tage haben Reptilien aus ihren Bauten gespült. Sie suchen da Zuflucht, wo es noch trocken ist. „Sie sind einfach überall“, sagte die 32-Jährige der Zeitung „Courier Mail“, nachdem sie von einer giftigen Braunschlange gebissen worden war. Die Behörden hätten schon zusätzliche Vorräte Gegengift nach Nordqueensland geschafft.

Auch Greg Goebel, der Leiter des Roten Kreuzes, warnte vor der Gefahr. „Wir haben in der Nähe unserer Notunterkünfte schon einige rotbäuchige Schwarzottern gesehen“, sagte er im Rundfunk. „Besonders in Häusern, die teilweise trocken geblieben sind, dürfte sich einiges Getier tummeln.“ Die Schwarzottern beißen zwar selten, aber wenn sie zulangen, kann ihr Gift schnell das Atemzentrum lahmlegen.

Selbst mitten in der überschwemmten Stadt Rockhampton werden die Schlangen zum Problem. Bürgermeister Brad Carter kennt die Gefahr. „Die Schlangen schwimmen den Menschen um die Füße herum, wenn sie durch das Wasser waten“, sagte er. „Ein Mann hat an einem Morgen vier Schlangen getötet, eine davon war ein Taipan“ — ein besonders giftiges Exemplar aus der Familie der Giftnattern.

Die Küstenstadt Rockhampton ist ohnehin schwer vom Wasser gebeutelt und praktisch von der Außenwelt abgeschnitten. Am Montag überfluteten die Wassermassen des Fitzroy-Flusses die Innenstadt. 150 Häuser seien bereits vollgelaufen, und bei mehreren tausend Gebäuden schwappe das Wasser bereits an die Stufen, sagte die Regierungschefin von Queensland, Anna Bligh.

Sie war selbst vor Ort, um die Hilfe für die 75 000 Einwohner zu koordinieren. Die Armee brachte noch Lebensmittel, ehe auch die letzte Zufahrtstraße gesperrt wurde. Die Stadt wird tagelang nur noch per Boot zu erreichen sein.

Die Regierungschefin sprach im Rundfunk von einem Desaster nie dagewesenen Ausmaßes. Rund 200 000 Menschen sind von der Katastrophe betroffen. Drei Menschen ertranken.

Am Montag wurden vier deutsche Touristen aus einem Fluss voller Krokodile gerettet. Sie wollten über eine überschwemmte Straße fahren. Sie blieben stecken, der Motor fiel aus. Sie zogen sich auf das Wagendach zurück.

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