Ich kann alles, nur nichts Elegantes

Porträt: Armin Rohde ist ein netter Mensch, ein kraftvoller Star-Schauspieler und seit Jahren blendend im Geschäft.

Bochum. An hellen Tagen stülpt sich Armin Rohde gern eine dunkle Brille über. Nicht so sehr, um nicht erkannt zu werden, sondern um andere besser beobachten zu können: "Das müssen wir Schauspieler doch. Müssen sehen, wie einer blickt, sich bewegt, reagiert." Wie soll das aber gehen, wenn ihm dauernd jemand mit dem freudigen Ruf "Guck mal, der Rohde" ins Gesicht starrt?

Und noch schlimmer ist es, "wenn ich im Supermarkt still verträumt vor dem Regal mit den Nudeln stehe und mich nicht entscheiden kann, während wildfremde Menschen mich in hochgeistige Gespräche von Halbstunden-Länge verwickeln möchten." Die Last eines Star-Schauspielers.

Der 53-Jährige trägt nicht allzu schwer daran. Schon weil er ein so schrecklich netter Kerl ist, der alle anderen Menschen eigentlich gern mag. Deshalb kann er auch in einer Rolle nie ganz fies oder mies sein. Selbst wenn er, wie morgen im ARD-Film "Die Blücherbande", einen eigentlich ziemlich schlimmen Ganoven spielt.

Aber wie der immer wieder zum großen Coup ausholt, auf die Schnauze fällt, sich aufrappelt, gleich den nächsten tollen Plan entwickelt! Man müsste ihn verurteilen und hat ihn doch lieb. Rohde weiß, warum: "Weil wir zutiefst doch alle kleine Blücher sind, mit der großen Sehnsucht nach dem großen Geld." Und ein bisschen Anarchisten sind wir alle auch.

Er selbst ebenfalls. Schon seiner Herkunft wegen: In Gladbeck geboren, in Wuppertal aufgewachsen. Die Menschen dort sind nun mal ein besonderer Schlag, Rohde gehört bekennend dazu. Gerade hat er sich in seinem geliebten Bochum ein Haus gekauft. Und hört dort zuweilen Ehefrau Angela seufzen: "Wann sehe ich dich denn mal hier?"

Denn er ist ein Arbeitstier. Und Nein sagen fällt ihm auch nicht ganz leicht. So sei es in den letzten Jahren manchmal "etwas viel Rohde" geworden, immer noch eine Rolle, denn er kann ja eigentlich alles spielen, "nur die Eleganten nicht. Der Jopi mit dem Seidenschal auf der Glitzertreppe bin ich nie." Leicht verschämt räumt er ein, dass er davon aber manches Mal geträumt hat.

Andererseits hat er gerade den Albert Einstein gespielt, wird demnächst in einem Film über die Entstehung des antisemitischen Hetzstreifens "Jud Süß" der Großschauspieler Heinrich George sein, Vater von "Schimanski" Götz. Solche mimischen Großformate wie George oder Emil Jannings, den er schon in einem Film über Marlene Dietrich verkörpert hat, bewundert er und weiß zugleich: "Die Zeit solcher Mimen ist vorbei. Die Einstellung zu Schauspielern, auch ihr Selbstverständnis hat sich zu sehr verändert."

Nun hat er sich doch mal eine kleine Pause vorgenommen, möchte mit seiner Frau ganz privat und beschaulich in die USA. Danach mag es mit dem Filmen weitergehen. Er genießt den Ruhm, genießt das Geld. Er gibt es gern aus, nicht nur für sich.

Da hebt er warnend die Hände: "Sich nun nicht gleich alle bei mir bettelnd auf der Türschwelle drängen! So großzügig bin ich wieder nicht." Aber großzügig genug, um auch andere von seinen Erfahrungen profitieren zu lassen. Deshalb arbeitet er an einem Buch voller Tipps unter dem Motto "Was ist eigentlich ein Schauspieler?" Der Titel steht schon fest: "Größenwahn und Lampenfieber." Kollegen kommen darin eher selten vor und schon gar nicht negativ: "Keiner muss fürchten, dass ich ihn in die Pfanne haue." Dafür ist Armin Rohde viel zu nett.

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