Hoppeditz-Erwachen: „Das Millennium der Narren“

Zum Hoppeditz-Erwachen am 11.11.11 kamen Frohsinnstouristen aus aller Welt nach Düsseldorf.

Düsseldorf. Gerade einmal drei Monate ist Benjamin alt — und schon muss er schunkeln. Aber der kleine Düsseldorfer erlebt sein erstes Hoppeditz-Erwachen auf Erden und in der Karnevalshochburg eben an einem ganz besonderen Datum: Der 11.11.11 lockte neben Benjamin und Mama Gaby Smoes tausende Narren in die Altstadt — darunter zahlreiche Frohsinnstouristen.

„Esto es el Hoppeditz“, erklärt gerade José Lachs seinem Begleiter und deutet auf den Düsseldorfer Schelm in seinem Pappmaché-Senftopf vor dem Rathaus. Der Argentinier lebt seit 40 Jahren in der Stadt und will seinem Besuch aus der Heimat etwas Besonderes bieten. „So etwas gibt es in anderen Ländern nicht“, sagt der 67-Jährige stolz. Deshalb sind auch Katrin Müller und ihre Freundinnen — in schwarz-weißen Fleckenkostümen als komplette Kuhherde unterwegs — aus Hessen angereist: „Düsseldorf zum 11.11. ist eine Reise wert.“

Vor vier Jahren geriet Müller eher zufällig ins närrische Treiben: zum „Super-Hoppeditz“ im Jahr 2011 nahm sie extra Urlaub um „Fasching in Düsseldorf“ zu feiern. Auch für den Münchener „Pirat“ Marcel Uhlmann war die jecke Jahreszahl ausschlaggebend: „Ich wäre doch sonst nicht 600 Kilometer weit gefahren!“

Und selbst die Düsseldorfer Narren scheint das besondere Datum besonders zahlreich an ihre längste Theke zu locken. „Letztes Jahr war eindeutig weniger los“, sagt „Cowboy“ Rüdiger Jäger. Vom Rathausplatz quillt das kostümierte Volk schon während der Hoppeditz-Rede und der Gegenrede von Oberbürgermeister Dirk Elbers in die Gassen der Altstadt, wo die Feierei später bis in den Abend weitergehen soll. Kein Wunder, findet Klaus Hinkel, schließlich sei dies „das Millennium der Narren“.

Da drücken offenbar auch die Arbeitgeber am Rhein ein Auge zu. Der Düsseldorfer „Marquis“ Alex Wolf in Samtmantel und Goldhut durfte spontan Urlaub nehmen. Und Joan Paulo Duarte, der eine Agentur für Messeservice leitet, hat kurzerhand die ganze Belegschaft zum jecken Betriebsausflug mitgebracht. Er selbst lebt das halbe Jahr in Portugal. „Aber ich bin extra für den 11.11.11 zurückgekommen. Ich hätte ja auch an diesem Datum geheiratet — hab’ nur keine Braut gefunden.“ Lacht und schiebt sich in seinem Scheichkostüm zum Bierstand. Eine ältere Dame schiebt in die Gegenrichtung — offenbar überrumpelt vom extragroßen Ansturm in diesem Jahr. „Hier kommt man ja gar nicht raus“, seufzt sie. „Doch, raus kommt man immer. Sie müssen nur kräftig drücken“, lacht ein Jeck zurück. „Uns alle einzeln.“ Ja, es ist wieder Karneval.

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