Hochwasser auf dem Balkan: Wasser, Minen, Seuchengefahr

Die EU schickt 450 Helfer in die Flutgebiete auf dem Balkan. Dort spült das Wasser jetzt das Erbe der Kriege an die Oberfläche.

Hochwasser auf dem Balkan: Wasser, Minen, Seuchengefahr
Foto: dpa

Belgrad. Angesichts des verheerenden Hochwassers auf dem Balkan warnen die Behörden vor dem Ausbruch von Seuchen und vor freigespülten Kriegsminen. Die EU will ihre Hilfe für die Flutopfer verstärken. EU-Kommissarin Kristalina Georgiewa sagte Montag, die Unterstützung gehe mittlerweile über das hinaus, was ursprünglich von Serbien und Bosnien-Herzegowina erbeten worden sei. 14 Staaten hätten Hilfe eingeleitet, 450 Helfer aus den EU-Ländern seien bereits an Ort und Stelle.

Bislang kamen bei den Fluten in Bosnien-Herzegowina, Serbien und Kroatien etwa 40 Menschen ums Leben. Bei steigenden Temperaturen könnte von Tierkadavern verunreinigtes Wasser zu Krankheiten wie Typhus oder Hepatitis führen, warnte der Leiter des Gesundheitsamts in Sarajevo im bosnischen Fernsehen. Es gehe nun darum, eine sichere Wasserversorgung zu gewährleisten. Auch deutsche Helfer sind bereits im Einsatz. Tagelanger Regen hatte die Überschwemmungen ausgelöst.

Flut auf dem Balkan: Viele Tote und Angst vor Landminen
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„Es ist schnell klargeworden, dass der Bedarf so riesig ist, dass wir die Hilfe aufstocken mussten“, sagte EU-Kommissarin Georgiewa. Derzeit leiste die EU vor allem akute Nothilfe, in Zukunft werde es auch um den Wiederaufbau gehen. Der Einsatz in Bosnien-Herzegowina sei „sehr komplex“: Dies liege nicht nur an der Aufteilung des Landes in verschiedene ethnische Gruppen, sondern auch daran, dass die Schäden zum Teil in den Gebieten entstanden, die bisher noch nicht von Landminen (siehe Grafik und Info-Kasten unten) befreit seien.

Die Minenaktionszentren (MAC) in Serbien, Bosnien-Herzegowina und Kroatien stellten ein Team zusammen, das die Gefahr durch Sprengkörper aus dem Krieg in den 90er Jahren einschätzen soll. Das MAC in Sarajevo warnte, die Minen könnten von Wasser und Schlamm hochgespült und fortgetragen werden. Eine Mine sei auch nach Jahren noch eine tödliche Gefahr, selbst wenn der Zündmechanismus feucht geworden sei. „Es gibt keine nicht-tödliche Mine“, sagte Montag Sasa Obradovic vom MAC. Das Hochwasser habe auch die Warnschilder zerstört, die auf die Gefahr hinweisen (siehe unten).

In Serbien bereiteten sich die Menschen auf eine weitere Flutwelle vor: Millionen Sandsäcke wurden entlang der Sava in Orten wie Sabac, Mitrovica, Belgrad und Obrenovac aufgestapelt. In der Nacht zu Montag hatten die Befestigungen gehalten.

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