Hitze, Leichtsinn, Übermut - Badeunfälle häufen sich

München/Berlin (dpa) - Übermut, Selbstüberschätzung, Unkenntnis der Gefahren und auch mangelnde Schwimmfähigkeiten - das sind laut der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Hauptursachen für Badeunfälle.

„Momentan ist es warm und es zieht viele Menschen ans Wasser“, sagte der Pressereferent der DLRG, Sebastian Löw, der Nachrichtenagentur dpa. „In den vergangenen Jahren hatten wir viele verregnete Sommer. Dementsprechend weniger Menschen sind ins Wasser gegangen - und entsprechend weniger sind ertrunken.“

Für das kommende Wochenende erwarten die Meteorologen wieder Temperaturen über 30 Grad. Rund 50 000 ehrenamtliche Rettungsschwimmer der DLRG werden laut Löw bundesweit im Einsatz sein, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Dennoch befürchtet er einen Anstieg der Zahl der Badetoten. Allein zwischen dem 1. und 10. Juli habe sich die Zahl der Badetoten in diesem Jahr mit 32 im Vergleich zu 2012 deutschlandweit verdoppelt. Der traurige Rekord sei besonders der großen Hitze geschuldet. Im vergangenen Jahr ertranken deutschlandweit insgesamt 383 Menschen.

Vor allem in den Urlaubsorten Deutschlands steige die Zahl derzeit, sagte Löw. Allein in Mecklenburg-Vorpommern waren es im Juli 13 Tote. In Nordrhein-Westfalen gab es zuletzt kaum ein Sommer-Wochenende ohne Badetote. In Bayern ertranken in Seen und Flüssen allein am vergangenen Wochenende neun Menschen.

„Gerade an Badestellen, die nicht überwacht werden, kommt es besonders häufig zu Unfällen“, sagt Löw. Vor allem an den Küsten seien die Strände tagsüber meistens überwacht.

Bei schönem Wetter träfen sich junge Menschen aber auch abends zum Feiern am Wasser. „Da kommt natürlich schnell die Kiste Bier ins Spiel.“ Wer sich dann zu weit hinauswage, bringe sich in Gefahr. Unterschätzt werde an Seen oft auch die Wassertemperatur. An der Oberfläche sei das Wasser warm, in tieferen Schichten aber kalt. Die Folge seien Krämpfe, die auch zu tödlichen Unfällen führen könnten.

Immer wieder wagen Leichtsinnige Kopfsprünge in zu seichtes Wasser - trotz Warnschildern. Gerade habe es wieder Fälle an einer Brücke an der Nordsee gegeben. „Das Wasser ist an der Stelle 50 Zentimeter tief. Es gibt drei Warnschilder. Trotzdem sind zwei junge Menschen innerhalb von zwei Tagen da hinuntergesprungen.“ Beide seien verletzt. „So etwas kann ganz schnell auch zu einer Querschnittslähmung führen. Die Jungs haben Glück gehabt. Aber man muss natürlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn man so viel Leichtsinn sieht“, sagte Löw.

Unwägbare Gefahren drohten in fließenden Gewässern, Flüssen wie Donau, Rhein oder Ruhr, oder auch am Meer. Gegen starke Strömung anzuschwimmen, sei praktisch unmöglich. „Das ist eine große Gefahr auch für geübte Schwimmer.“ Die Fließgeschwindigkeit sei oft von außen nicht einzuschätzen. Hinzu kämen Strudel. „Wenn man da hineingerät, ist ganz schnell die Kraft weg und dann geht man unter.“

Ein Problem könne auch die abnehmende Schwimmfähigkeit der Kinder werden. Angesichts klammer Kassen gebe es immer weniger Lehr-Schwimmbäder. Die mangelnden Schwimmkenntnisse beim Nachwuchs hätten aber bisher nicht zu einem Anstieg der Unfallzahlen geführt, sagte Löw.

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