Hindu-Fest am Ganges: Tote bei Massenpanik

Neu Delhi (dpa) - Sie kommen mit überfüllten Zügen und Bussen, auf Traktoren und Fahrrädern: Ungefähr 34 Millionen Pilger baden zum Höhepunkt des Festes Maha Kumbh Mela im Ganges - so viele wie nie zuvor.

Bei einer Massenpanik am Rande des Festes sterben zahlreiche Menschen.

Eine Massenpanik mit mehreren Toten hat das größte Hindu-Fest in Indien überschattet. Mindestens zehn Menschen starben im Gedränge an einem Bahnhof am Rande der Maha Kumbh Mela, der größten religiösen Versammlung der Welt. Mehr als ein Dutzend seien verletzt worden, sagte Eisenbahnminister Pawan Kumar Bansal. Das Unglück soll sich am Sonntag auf einer Fußgängerbrücke auf dem Bahnhof in Allahabad ereignet haben. In Medien war von etwa 20 Toten die Rede. Zum Haupttag der Feier in Nordindien pilgerten dieses Jahr so viele Gläubige wie nie zuvor an den Ganges. „Wir haben mehr als 34 Millionen Menschen gezählt“, sagte Sprecher Ashok Sharma.

Die Organisatoren schätzen die Zahl der Besucher entlang der kilometerlangen Ufer mit Hilfe von Satellitenbildern, Überwachungskameras und zwei Helikoptern. Die Gläubigen wollen sich durch das Bad im Ganges von Sünden reinigen und aus dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburten befreien. Der Neumondtag ist für Hindus besonders glückverheißend und deswegen der wichtigste Tag des 55-tägigen Festes. Bei der letzten Maha Kumbh Mela kamen zum Haupttag 27 Millionen Menschen zusammen.

Am Sonntag wollten nach Medienberichten Hunderttausende Pilger nach dem Bad in dem Fluss nach Hause fahren und verursachten ein großes Gedränge. Dabei sei das Geländer der Brücke gebrochen, und die Menschen auf die Gleise und Bahnsteige gestürzt, berichtete die Nachrichtenagentur IANS. Premierminister Manmohan Singh zeigte sich „tief geschockt“ und kündige Zahlungen an die Familien an.

Das Hindu-Fest findet nur alle zwölf Jahre am Zusammenfluss von Ganges, Yamuna und dem nur in der Mythologie existierenden Strom Saraswati statt. Die genauen Daten werden von Astrologen anhand der Positionen von Sonne, Mond und Jupiter bestimmt. Zu dem Fest, das dieses Mal bis zum 10. März geht, erwarten die Organisatoren insgesamt 100 Millionen Menschen.

In den vergangenen Jahrzehnten gab es immer wieder Massenpaniken mit Toten. Die bisher schlimmste ereignete sich 1954, als mehr als 500 Menschen starben.

Diesmal sind 25 000 Polizisten, 17 000 Paramilitärs und 10 000 Freiwillige im Einsatz, um die Menschenmassen durch das sandige Flussbett zu leiten.

In der Nacht waren traditionell die asketischen Hindu-Mönche, Naga Babas genannt, in einer streng festgelegten Reihenfolge ihrer Orden ins Wasser gerannt. Ihnen folgten zu Klängen von Muschelhörnern und Trommeln die normalen Gläubigen, die vom Zug, Auto oder Traktor mindestens fünf Kilometer bis zum Fluss laufen mussten. Unzählige Holzzäune und mobile Barrikaden lenkten die Massen.

Gläubige dürfen nur wenige Minuten verweilen, ehe sie das Ufer wieder verlassen müssen. Viele überqueren den Fluss auch auf einer der 18 Pontonbrücken oder fahren mit einem Holzboot in die Flussmitte, wo sich die Flüsse vereinigen. „Auch wenn die besonders segensreiche Zeit laut den heiligen Männern vorbei ist, gehen die Pilger, die oft einen weiten Weg gekommen sind, nicht ohne ein Bad nach Hause“, sagt Sharma.

Kumbh Melas werden bereits seit Tausenden von Jahren gefeiert. Sie gehen auf einen hinduistischen Schöpfungsmythos zurück, nach dem ein Gott im Streit mit Dämonen einen Krug mit heiligem Nektar ergatterte. Auf der Flucht in den Himmel verlor er an vier Orten einige Tropfen der Flüssigkeit. Dort wird heute alle drei Jahre reihum die Kumbh Mela gefeiert - die größte und wichtigste in Allahabad.

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