Hat ein Bewohner das Haus gesprengt?

Die Polizei ermittelt nach der Explosion in Wuppertal wegen Verdachts auf versuchten Mord. Der Schutt wurde bereits entfernt.

Hat ein Bewohner das Haus gesprengt?
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Nach der Explosion an der Lenneper Straße in Wuppertal-Heckinghausen ermitteln Staatsanwaltschaft und die Polizei Wuppertal inzwischen wegen des Verdachts des mehrfachen versuchten Mordes. Das meldete die Polizei gestern Mittag. Die eingesetzte Mordkommission „Lenneper“ und der beauftragte Sachverständige für Brand- und Explosionsursachen konnten in dem völlig zerstörten Haus Hinweise auf eine Manipulation an der Gasinstallation finden, so die Polizei.

Die Ermittlungen richten sich gegen einen 54 Jahre alten Bewohner einer Wohnung des Hauses. Er selbst befindet sich unter den Schwerverletzten und konnte durch die Beamten der Mordkommission bislang noch nicht befragt werden.

Das Motiv des Mannes liegt nach bisherigen Ermittlungserkenntnissen in seinem privaten Lebensbereich. Er hatte in der Vergangenheit bereits angekündigt, nicht mehr leben zu wollen, bislang konnte er jedoch mit ärztlicher Unterstützung davon abgehalten werden.

Unterdessen geht die Arbeit an der Ruine weiter. Die Stadtwerke haben gestern den Schutt von dem Grundstück abtransportieren lassen. Grund für das schnelle Vorgehen: Ein Haarriss wurde in einer Gas-Hochdruckleitung vermutet. Heinz Engel, Abteilungsleiter Rohrnetz bei den Stadtwerken, sagte, die Mitarbeiter würden nach solchen Ereignissen die Systeme überprüfen. Dabei hätten sie Probebohrungen durchgeführt und unter der Fahrbahndecke eine erhöhte Gaskonzentration festgestellt. Der Schutt wurde am Nachmittag beseitigt, um die Arbeiten an der Leitung zu ermöglichen. Für die Anlieger habe aber zu keiner Zeit Gefahr bestanden, so WSW-Sprecher Elmar Thyen. Als das Leck bemerkt worden sei, habe man den Druck von der Leitung genommen.

Was vom Grundstück weggebaggert und in die Lastwagen verlagert wird, ist größtenteils verkohlt. Zwischen Holzbalken und Schutt schauen Farbfetzen heraus, die daran erinnern, dass auf dem Grundstück bis vor Kurzem noch Menschen gelebt haben. Grüne Tupperdosendeckel, eine blaue Bettdecke mit Spiderman-Motiv. Eine verformte Küchenspüle hängt aus der Baggerschaufel heraus, während sie über den Gehweg zur Ladefläche gehoben wird.

Auf der anderen Seite, die offen für Fußgänger ist, steht Fabian Heinrichs, der mit seiner Freundin, deren Mutter und zwei Katzen im Erdgeschoss gelebt hat. Er hat nur noch sein Auto und seinen Führerschein, der in dem Wagen lag. Sonst habe er alles verloren. „Dort waren Sachen drin, die kann einem keiner wiedergeben. Fotoalben, Schmuck und Erinnerungen an verstorbene Verwandte“, zählt er auf. Er kennt den Fahrer eines der Schwerlaster, der zum Recyclinghof fährt. Der habe ihm zugesagt, dass er mit seinen Verwandten nochmals durch die Überreste der Wohnung gucken könne. Heinrichs hofft, noch ein paar Erinnerungsstücke wiederzufinden.

Das Bauordnungsamt der Stadt hat die Nachbarhäuser unterdessen versiegelt. Die Hausbesitzer müssen jetzt erst einen Statiknachweis erbringen, bevor die Anwohner wieder in ihre Wohnungen können. Solange dürfen sie nur nach Absprache in der Häuser, alles andere wäre zu gefährlich. Die Lenneper Straße ist voraussichtlich noch bis heute Abend gesperrt.

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