Großrazzia gegen Autoschieber: Bande frisiert Luxuskarossen

Im Ausland knackte die Bande nur die richtig teuren Wagen. In NRW wurden sie aufgearbeitet und mit falschen Papieren zugelassen. Jetzt schlug die Polizei zu.

Köln/Solingen. Mit einer Großrazzia hat die Polizei in Nordrhein-Westfalen eine auf Luxuskarossen spezialisierte Autoschieberbande ausgehoben. 250 Polizisten und Steuerfahnder durchkämmten am Dienstag Wohnungen und Geschäftsräume in Köln, Düsseldorf, Solingen und 13 weiteren Städten.

Zwei Männer wurden festgenommen, darunter der mutmaßliche Drahtzieher. Die Beamten stellten Computer, Dokumente, sieben Fahrzeuge der Marken Audi, BMW und Lexus, eine scharfe Schusswaffe und Munition sicher.

Die Ermittlungen richten sich nach Polizeiangaben gegen 30 Beschuldigte. Sie sollen im großen Stil einen blühenden Handel mit gestohlenen Luxusautos betrieben und ersteigerte Karossen an der Steuer vorbei verkauft haben. Den mutmaßlichen Tätern wird gewerbsmäßige Hehlerei von Kraftfahrzeugen und Steuerhinterziehung vorgeworfen.

Über ein weit verzweigtes internationales Netzwerk soll die Bande die Nobelkarossen vor allem in Italien, Spanien, Bulgarien und Lettland gestohlen oder unterschlagen haben.

Dabei spezialisierte sie sich nach Erkenntnissen der Polizei auf Fahrzeuge im oberen Segment, die neu 50 000 Euro und mehr gekostet hätten. Beliebteste Fahrzeuge der Bande waren BMW X5 und X6, ML und GL Modelle von Mercedes, aber auch teure Exoten wie Bentleys und Hummer.

„Die Fahrzeuge wurden nach Deutschland gebracht und hier aufgearbeitet“, sagte ein Polizeisprecher. Vereinzelt wurden sie in Deutschland verkauft, das Gros ging aber ins Ausland, nach Weißrussland, Lettland und Frankreich.

Um den Preis zu steigern, wurden die Fahrzeuge technisch frisiert. Unter anderem wurden nach Polizeiangaben die Kilometerstände nach unten gefälscht. Mit falschen Papieren seien die Karossen in Deutschland zugelassen und dann weiterverkauft worden.

Der mutmaßliche Drahtzieher ist für die Polizei kein Unbekannter. Der 40-Jährige hat Erfahrung mit kriminellen Autogeschäften. Nach seiner Entlassung aus einer mehrjährigen Haft war er an einem Autohandels-Unternehmen beteiligt, das nach Polizeiangaben teilweise in das kriminelle Autogeschäft verstrickt war.

Zweites Standbein der Bande war nach Polizeiangaben der Verkauf ersteigerter Fahrzeuge an der Umsatzsteuer vorbei. Über lettische Strohfirmen sollen die Autoschieber überwiegend in Italien und Belgien Autos angeblich für den lettischen Markt ersteigert haben.

Tatsächlich seien die Fahrzeuge in deutschen Autohäusern verkauft worden. Die Polizei schätzt, dass die Bande mehrere hunderttausend Euro hinterzogen hat.

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